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PZL 106 A Kruk

Agrarflugzeug mit Sprühvorrichtung der ehemaligen DDR

Die PZL-106 A Kruk (= Krähe) ist ein Agrarflugzeug des polnischen Herstellers Panstwowe Zaklady Lotnicze (= PZL), ein Zusammenschluss polnischer Luftfahrzeughersteller. Das Flugzeug ist als Doppelsteuer-Version zur Schulung der lizenzierten Flugzeugführer für die PZL-106 KRUG sowie zur Schulung und zum Training beim Agro-Einsatz mit Sprühanlage unter Aufsicht eines Instrukteurs zugelassen. Bei dem betroffenen Luftfahrzeug handelt sich um einen einmotorigen, doppelsitzigen, nach oben abgestrebten Tiefdecker in Metallbauweise mit festem Fahrwerk und Spornradanordnung. Die Leistung des 7-Zylinder-Sternmotors beträgt 600 PS. Das Agrarflugzeug hat eine maximale Abflugmasse von 3 000 kg.

Besatzung1 Pilot + 1 Mechaniker
Länge9,10 m
Spannweite14,80 m
Höhe2,85 m
Flügelfläche28,4 m²
Leergewicht2.016 kg
Startgewicht3000 kg
Höchstgeschwindigkeit210 km/h
Dienstgipfelhöhe4000 m
Reichweite400 km
TriebwerkPZL-3S
ArtSternmotor
Zylinder7
Leistung600 PS

Beschreibung:

 

Die Kruk (= Krähe) wurde von PZL zum Einsatz auf den weitläufigen landwirtschaftlichen Betrieben der Comecon-Länder konzipiert und gebaut. Sie ist eine Weiterentwicklung der polnischen Agrarflugzeuge PZL-101 und PZL-104. Zwischen 1973 und 1992 verließen etwa 250 Maschinen die Montagebänder der Herstellerfirma „Centrum Naukowo-Produkcynje Samolotow Lekkich – PZL“ in Warschau. An die Agrarflugstaffeln in der ehemaligen DDR wurden rund 100 Exemplare des Typs ausgeliefert.

 

Im harten Agrarflugeinsatz herrschten Bedingungen wie bei einem Formel-1-Boxenstopp. Die Zwischenlandungen auf einem etwa 700 Meter langen Randstreifen neben dem Acker waren perfekt geplant: Nach 200 Metern mußte das Flugzeug stehen. Dann wurde mit einem Spezialkran der Chemikalienbehälter innerhalb von einer Minute wieder aufgefüllt. Die Maschine startete sofort wieder. Rund 90 Starts und Landungen pro Tag absolvierten die robusten Tiefdecker an einem zehn- bis elfstündigen Einsatz.

 

Aufgrund ihrer Form und ihres Einsatzprofils ist die PZL-106 A kein Spritsparer. Zwischen 150 und 280 Liter Treibstoff verbraucht der Stemmotor pro Stunde. Dies liegt daran, weil die Flugzeuge beim Wenden über den Feldern jeweils mit Vollgas geflogen werden mußten.

 

Die Maschine ist wendig und handlich, aber kein bißchen kritisch und unheimlich robust. Die Zuverlässigkeit der Konstruktion wird auch daran deutlich, dass mit dem Typ in der DDR kein einziger tödlicher Unfall passierte. In einem Prospekt warb der Hersteller sogar mit einer „überschlagsicheren Kabine und Gurten, die Belastungen bis zu 40 t widerstehen“.

 

Auffällig sind die starr angebrachten Vorflügel, die etwas von der übrigen Tragfläche abstehen. Dadurch wird der Auftrieb der ohnehin langen Flügel nochmals verbessert.

Bruchlandung vom 11.03.2011 nahe Borken:

 

Die PZL 106 Kruk startete am besagte Tag in Begleitung einer weiteren Person vom Sonderlandeplatz Borken-Hoxfeld (EDLY) zu einem Einweisungsflug für Flugzeuge mit Spornradsteuerung. Der vorne sitzende Luftfahrzeugführer (Einweisender) gab dem hinten sitzenden Einzuweisenden während des Fluges die Anweisung, die elektrische Kraftstoffnotpumpe einzuschalten und den Kraftstoffwahlschalter auf den anderen Tank zu stellen, weil ein Druckabfall bemerkt wurde. Das Triebwerk setzte aus und wurde nicht wieder gestartet.

 

Bei der anschließenden Notlandung auf einem unbestellten, lockeren und feuchten Acker brach das linke Hauptfahrwerk. Es folgte eine Bodenberührung der linken Tragfläche mit einer Drehung nach links und anschließendem Rumpfbruch.

 

Das linke Hauptfahrwerk knickte nach hinten weg, das Luftfahrzeug drehte um ca. 180 Grad nach links und kam danach in eine Endlage. Der Rumpf war hinter dem Cockpit im mittleren Bereich um ca. 45 Grad nach links geknickt und das Spornrad war abgerissen. Das Höhenleitwerk wurde beidseitig beschädigt. Der linke Tragflügel sowie das Querruder links waren verformt und der äußere Vorflügel war an der Oberfläche beschädigt. Die Propellerblätter waren verformt.

Neuaufbau:

 

Da das Flugzeug von der Firma Gehling betrieben wurde – einem renommierten Unternehmen zur Wartung von Luftfahrzeugen – war die Reparatur im eigenen Haus obligatorisch. In einem persönlichen Gespräch anläßlich der ILA 2012 teilte mir Herr Gehling mit, dass die Wiederzulassung mit zusätzlicher Gast-Pilotenkanzel im vorderen Bereich der Maschine nicht mehr möglich war. Man entschloss sich daher darauf zu verzichten und baute das Flugzeug mit dem ursprünglich vorhandenen großen Wassertank nebst Sprühvorrichtung für den Agrareinsatz neu auf.

 

Die Düsen der Sprühvorrichtung befinden sich hinter den beiden Tragflächen und erstrecken sich über deren gesamte Länge. Der große Wassertank nimmt nun den gesamten Bereich vor der Pilotenkanzel ein, wo sich vorher noch die Gastzelle befand. Die Pumpe der Sprühanlage wird von einem Propeller mit ca. 50cm Durchmesser durch den Fahrtwind angetrieben. Es bleibt zu hoffen, dass dieses interessante Agrarflugzeug auch weiterhin auf Air Shows präsent ist.

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