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Radargerät als Tieffliegermeldestelle

stand an vorderster Front des doppelten NATO-Flugabwehrriegels, bestehend aus HAWK- und NIKE-Raketen

 

Chronik der Flugabwehrraketen der NATO

 

In den 1950er Jahren beschloss die NATO für die Luftverteidigung Westeuropas einen Gürtel von festen Flugabwehrraketenstellungen in Nord-Süd-Richtung aufzubauen. Kernstück dieser bodengebundenen Luftverteidigung sollte ein doppelter Raketenriegel im westlichen Teil der damaligen Bundesrepublik von der Nordsee bis zum Bodensee werden. Der Doppelriegel wurde von Flugabwehrraketeneinheiten mehrerer NATO-Staaten unter gemeinsamer Führung betrieben. Die deutsche, niederländische und belgische Luftwaffe waren daran ebenso beteiligt wie die US-Army, das belgische Heer und die französischen Streitkräfte. Jede Nation war für bestimmte Sektoren zuständig, die ähnlich wie die Korpsgefechtsstreifen der NATO-Heereskorps eine national gemischte „Schichttorte“ darstellten. Obwohl sich die Masse dieser Flugabwehreinheiten auf deutschem Boden befand, sollte die Riegelverteidigung vor allem das NATO-Hinterland schützen und einen strategischen Luftangriff des Warschauer Paktes abschrecken bzw. erschweren. Die deutsche Sicherheitspolitik ordnete sich damit voll in das Konzeption der gemeinsamen Bündnistrategie und kollektiven Abschreckung ein.

 

Als Einsatzsysteme für die Luftverteidigung waren die amerikanischen Raketenssyteme NIKE und HAWK vorgesehen. Die NIKE-Raketen waren im westlichen Riegel für den mittleren und oberen Höhenbereich vorgesehen, während die HAWK-Raketen östlich des NIKE-Riegels gegen Tieffflieger und Flugziele ind mittleren Höhen wirken sollten. Die NIKE-Systeme waren für den Einsatz in festen und geschützten Stellungen vorgesehen, obwohl sie bei Bedarf und längerer Vorbereitung auch verlegefähig waren, da die Hauptkomponenten auf Anhängern verlastet werden konnten. Die HAWK-Raketen waren für einen mobilen Einsatz ausgelegt, wurden aber auch in festen Einsatzstellungen untergebracht, in denen auch sie wie die NIKE-Einheiten im Frieden aus dem Stand jederzeit einsatzbereit waren.

 

Für die Flugabwehrraketensysteme bestand eine Einsatzbereitschaft rund um die Uhr, um als „Waffe der ersten Stunde“ jeder Zeit gegen einen potentiellen Luftangriff des Warschauer Paktes eingesetzt werden zu können. Diese Einsatzbereitschaft war sehr personalintensiv, galt aber als Voraussetzung der damaligen Abschreckungsstrategie.

 

Die Aufstellung und Stationierung der NIKE-Einheiten begann ab 1958 . Der Aufbau des HAWK-Riegels folgte ab Mitte der 1960er Jahre. Die Einheiten wurden zuerst in provisorischen Ausbildungsstellungen auf Militärflughäfen oder Truppenübungsplätzen untergebracht. Ab 1962 verlegten die Batterien in feste und zum Teil verbunkerte Abschuss-und Feuerleitstellungen, die nach taktischen und topographischen Gesichtspunkten ausgewählt wurden. Dies bedeutete oft die Stationierung der Raketenbatterien an bisher militärfernen Orten, die durch eine kleine Neubaukaserne und geheimnisumwitterte mit Zäunen, Türmen, Erdwällen und Bunkern abgeschirmte Anlagen in abgelegenen Außenbereichen zu einer „Garnisonsstadt“ wurden. Nach einer zügigen Anfangsphase verzögerte sich der Ausbau der Infrastruktur aufgrund finanzieller Engpässe, so dass einiger Einheiten erst in den 70er Jahren eine dauerhafte Einsatzstellung beziehen konnten. Noch vor der Fertigstellung des Riegels hatten einige Staaten auch schon wieder mit Reduzierungen begonnen, so dass die Gesamtzahl der Batterien nie stabil war. Die Zahl der NIKE-Batterien dürfte die Zahl 60 nie überschritten haben. So zog Frankreich noch in der Aufbauphase seine Flugabwehreinheiten 1966 aus politischen Gründen ab. Besonderes sicherheitspolitischen Gewicht erhielt die bodengebundene Luftverteidigung durch die Bereitstellung von nuklearen Gefechtsköpfen für die NIKE-Raketen aller Partnerstaaten durch die USA. Die Sprengköpfe blieben in amerikanischem Gewahrsam, der durch besondere US-Kommandos an den NIKE-Standorten sichergestellt wurde. In den 1980er Jahren wurden die veralteten NIKE-Systeme außer Dienst gestellt und der Ersatz durch das modernere PATRIOT-System eingeleitet.

 

Mit dem politischen Umbruch nach 1989 war der Luftverteidigungsriegel natürlich überholt. Die Partnerstaaten lösten ihre Einheiten auf oder zogen sie in die Heimat ab. Die FlaRakTruppe der Luftwaffe reduzierte ihre Stärke etwas langsamer und gab eine Reihe von Kleinstandorten auf. Die vorhandene Infrastruktur wurde und wird aber zum Teil für Ausbildung und Unterbringung weitergenutzt, auch wenn die Stellungen keine taktische Bedeutung mehr hatten. Der Prozess der Zusammenlegung an zentralen Standorten und die Reduzierung wurde nun mit der 2001 beschlossenen Bundeswehrreform beschleunigt.

 

In dieser Planung sind künftig sechs Flugabwehrraketengruppen (Nr. 21-26) mit insgesamt 30 PATRIOT-Feuereinheiten vorgesehen, die acht verbleibenden Staffeln des überholten HAWK-System wurden zusammen mit acht ROLAND-Flugabwehreinheiten (Flugabwehr im Nahbereich) in vier gemischten FlaRakGruppen (Nr. 11-15) zusammengezogen. Das HAWK-System wartet auf einen modernen Nachfolger, dessen Entwicklung läuft, ohne dass die Beschaffung finanziell gesichert ist. Langfristig sollen möglicherweise nur noch 24 Flugabwehrraketenbatterien mit PATRIOT und dem HAWK-Nachfolgesystem erhalten bleibenDas Einsatzkonzept der bodengebunden Luftverteidigung sieht schon heute einen mobilen Einsatz im ganzen Bündnisgebiet vor und hat mit dem statischen Konzept aus den Jahren des Ost-Westkonflikts nichts mehr zu tun.

 

Diese Planung ist allerdings seit Frühjahr 2003 durch weitere Streichungen schon wieder überholt. Im Mai 2003 wurden im Zusammenhang mit den neuen Verteidigungspolitischen Richtlinien von Verteidigungsminister Struck weitere Einschnitte und Veränderungen bei der FlaRakTruppe bekanntgegeben. Die vier gemischten Hawk- und Rolandgruppen werden ersatzlos aufgelöst. Der Stab des FlaRakGeschwaders 4 in Burbach ist aufzulösen. Sein Einsatzauftrag endete mit dem Jahr 2003. Die sechs noch verbleibenden FlaRak-Gruppen (Nr. 21-26) mit Patriot werden im Norden Schleswig-Holsteins, Mecklenburg-Vorpommern und Bayern in drei Geschwadern zu je zwei Gruppen (Nr. 1,2,5) konzentriert. Die traditionsreichen FlaRakStandorte in Niedersachsen und Westdeutschland werden endgültig aufgegeben. Die FlaRakGruppe 25 aus den südoldenburgischen Standorten Ahlhorn und Barnstorf verlegt nach Leck an der deutsch-dänischen Grenze. Die FlaRakGruppe 21 muss die Höhen des Haarstrangs über dem Möhnesee und die gerade erst bezogene Garnison im nordhessischen Arolsen Richtung Mecklenburg verlassen und die Infrastruktur der aufgelösten FlaGruppe 12 in Sanitz und Cammin bei Rostock übernehmen.

 

Diese räumliche Konzentration wird die Ausbildung innerhalb der Geschwader erleichtern und Kosten sparen. Allerdings wird sich in den Ballungsszentren Westdeutschlands mit zahlreichen empfindlichen Objekten keine einzige Einheit der bodengestützten Luftverteidigung mehr befinden! Trotz der Mobilität des Patriotsystems, dürften bei einer großräumigen Verlegung im Bedarfsfall viel Zeit vergehen.line

 

Mit Atomraketen gegen Atombomben:

 

Das Nike-System war ab Ende der 40er Jahre entwickelt worden, um die USA gegenüber der als Bedrohung weit überschätzten sowjetischen Atombomberflotte zu schützen. Nike-Batterien der Army und National Guard schützten die US-Bevölkerungszentren. So war z.B. eine Batterie zeitweise auf der legendären Hafeninsel „Ellis Island“ in unmittelbarer Nähe zur New Yorker Freiheitsstatue stationiert. Die Nike-Batterien auf dem amerikanischen Kontinent wurden dann aber zu Beginn der 1970er Jahre nahezu vollständig aufgelöst, weil sich die Bedrohung durch sowjetische Atombomber als übertrieben herausgestellt hatte und Interkontinentalraketen mit Nike nicht zu bekämpfen waren.

 

In der ersten Systemversion handelte es sich noch um eine Flüssigkeitsrakete namens Typ „Ajax“ , die umständlich zu handhaben war und nur 40 km Reichweite hatte. Diese Version wurde in den 1960er Jahren durch die nuklearfähige Feststoffrakete „Hercules“ ersetzt, die mit 140 Km Reichweite einen großräumigen Flächenschutz gegen Angreifer in großen Höhen bieten und sowjetische Bomberpulks nuklear „unter Risiko“ halten sollte. Sie waren ursprünglich ein Kind des Zeitalters der massiven Vergeltung, das auf eine unbedingt nukleare Kriegführung fixiert war, in der es darum ging, das nukleare Potentials des Gegners zu Lande und in der Luft noch vor dem Einsatz mit eigenen Atomwaffen zu vernichten. Da man annahm, dass die gegnerischen Flugzeuge auch vorwiegend nuklear bestückt sein würden, galt deren Zerstörung durch nukleare Detonationen in der Luft über dem eigenen Territorium als das geringere Übel gegenüber der angenommen Bodenexplosion gegnerischer Bomben auf eigenem Boden. Dies Szenario war im Zuge des sich abzeichnenden Strategiewandels von der massiven Vergeltung zur „Flexible Response“ eigentlich schon überholt als die Nike in den frühen 60er Jahren nach Europa kam. Die Luftverteidigung hatte sich hier in den 50er Jahren noch primär auf Jäger und Flugabwehrkanonen der Kaliber 40 oder 75mm gestützt.. Die Kanonen wurden zwar z.T. bereits mit Radarfeuerleitgeräten versehen, konnten aber nicht in größere Höhen und über größere Reichweiten wirken. Sie eigneten sich nur für den Schutz einzelner Objekte oder Truppen .

 

Die Überlegungen in der NATO zur großräumigen Luftverteidigung Europas waren in den 1950er Jahren zu dem Schluss gelangt, dass für einen flächendeckenden Raumschutz keine Mittel verfügbar waren. Andererseits wollte man angesichts der Erfahrungen aus dem Zweiten Weltkrieg und der nuklearen Bedrohung sich nicht auf den Schutz wichtiger militärischer Objekte beschränken, sondern auch die Bevölkerung einbeziehen. Man kam zu dem Schluss, dass die verfügbaren Mittel in einem Abwehrgürtel quer durch die westliche Bundesrepublik von der Nordsee bis zu den Alpen konzentriert werden sollten. Der Gürtel sollte durch Nike-Verbände der Amerikaner, Deutschen, Franzosen, Belgier und Niederländer gebildet werde, die jeweils einen bestimmten Sektor zugewiesen bekamen . Im linksrheinischen Gebiet wurde sogar ein zweiter Gürtel besetzt. Ein Angreifer hätte bei einem Angriff auf das NATO-Hinterland diesen Gürtel konzentrierter Abwehr und nuklearer Bestückung überwinden müssen. Die Flugabwehrraketen sollten in ununterbrochener 24-Stunden Bereitschaft gehalten werden und mussten deshalb in festen Stellungen untergebracht sein. Der Wirkungsbereich der Nike in mittlerer und großer Höhe sollte im östlichen Teil des Gürtels durch das gegen Tiefflieger wirkende „Hawk“-System” ergänzt werden, das im Zeitraum 1965 bis 1983 ebenfalls in festen Stellungen stationiert wurde und einen eigenen Gürtel bildete. Im Einsatz sollten die „Hawk“ allerdings beweglich eingesetzt werden. Es war auch vorgesehen, die Nike-Einheiten für eine Verlegung mobil auszulegen. Alle Radar- und Kontrollgeräte war auf Anhängern verlastet und die Startgestelle konnten demontiert werden. Die Luftwaffe stellte diese Überlegungen allerdings nach einer Erprobungsübung in Ahlhorn 1970 endgültig ein und bemühte sich stattdessen darum, den passiven und aktiven Schutz der Anlagen zu verstärken. Die Amerikaner sollen diese Versuche, Nike zumindest verlegefähig zu halten in stärkerem Maße betrieben haben.

 

Die Mitte der 1960er Jahre modifizierte strategische Rolle der Nike im Rahmen der „flexible response“ war es, die gegnerischen Luftwaffen in den Tiefflug zu zwingen, der ihre Reichweite reduzierte und sie in den Wirkungsbereich der „Hawk“ und Flugabwehr des Heeres zwang.

 

Die Nike Raketen auf deutschem Boden schützten vor allem das NATO-Hinterland und nicht so sehr die potentielle Kampfzone Deutschland. Im Abschreckungsszenario der unbedingten Kriegsvermeidung und des unteilbaren Allianzrisikos wurde dies von deutschen Abschreckungspolitikern meist nicht als Problem gesehen.

 

Bayern und Schleswig-Holstein lagen nicht im Wirkungsbereich des Nike-Gürtels. Die Konzentration der Hälfte aller deutschen Nike-Einheiten (Btl Nr. 24,25 und 26) in der Nordwestecke Deutschlands war aus rein nationaler Sicht nicht unbedingt geboten. Der eigentliche Nutznießer war hier im Grunde Großbritannien, das sich selber am Nike-Gürtel nicht beteiligte und sich darauf beschränkte, seine im belgischen Nike-Sektor liegenden RAF-Basen am Niederrhein mit dem eigenen Bloodhound-System gesondert zu schützen. Dagegen lagen die US-Nike unmittelbar im Stationierungsgebiet der US-Truppen in Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg. Die Sektoren der belgischen und niederländischen Einheiten auf deutschen Gebiet befanden sich direkt im Vorfeld der eigenen Länder. Lediglich die andere Hälfte der deutschen Nike-Bataillone (Nr. 21,22 und 23) in den Sektoren östlich des Rheins und nördlich des Mains konnten aus deutscher Sicht als unmittelbarer Schutz der Ballungszentren an Rhein und Main empfunden werden.

 

Im Norden und Süden Europas beschränkte sich die Nike-Stationierung auf den Schutz Oberitaliens und die Räume Athen, Bosporus, Kopenhagen und Oslo. Ein durchgehender Gürtel wurde hier nicht aufgebaut.

 

Die Konzentration auf festgelegte Sektoren in einem Riegel erleichterte das noch heute nicht völlig gelöste Problem der Identifizierung eigener Flugzeuge im Luftkampf. Die NATO-Jäger erhielten Einsatzräume vor, hinter und an den Flanken des Gürtels zugewiesen und konnten diesen beim Rückflug nur in bestimmten räumlich und zeitlich zugewiesenen Zonen passieren.

 

Ungeachtet des Strategiewandels blieb die nukleare Rolle der Nike grundsätzlich erhalten. Sie stellte eine wichtige Ergänzung der Abschreckungsleiter dar. Man hielt den taktischen Einsatz eines nuklearen Gefechtskopfes in großer Höhe über dem eigenen Territorium für eine glaubwürdigere Androhung als den Einsatz von taktischen Kernwaffen auf dem Boden des eigenen Territoriums. Innerhalb der Eskalationsleiter hielten die Strategieplaner die „Nikes“ für den nuklearen „Warnschuss“ besonders geeignet, da sie das eigene Gebiet in einen geringeren Ausmaß schädigten als nukleare Bodendetonationen und andererseits das gegnerische Gebiet zuerst noch verschonten. Die Nike Raketen eigneten sich auch für den Boden-Boden-Einsatz und stellten mit ihren Sprengköpfen von bis zu 5 Kilotonnen (> 30KT) eine Art nukleare Barriere dar, die der Gegner in seine Angriffsplanung einbeziehen musste. In gewisser Weise schützte die Nike sich durch ihre nukleare Funktion auch vor konventionellen Angriffen, da ein Angriff auf nukleare Systeme mit einem Eskalationsrisiko behaftet war. Für eine langanhaltende rein konventionelle Luftverteidigung war die Nike angesichts der geringen Flugkörperbevorratung (bei den Niederländern zB. nur 72 FK für 36 Abschussgestelle) , der aufwendigen Flugkörpermontage und der auf nur einen Bekämpfungsvorgang beschränkten Feuergeschwindigkeit weniger geeignet. Die Amerikaner kontrollierten die Gefechtsköpfe durch eigene Detachments, die sich bei den Batterien der Partnerstaaten befanden. Wenn Batterien die US-Sicherheitsnormen nicht mehr erfüllten, wurde der Nuklearstatus entzogen. Wenig bekannt ist, dass einige amerikanische und belgische Einheiten auch für die Abwehr taktischer Raketen konfiguriert waren. Die hohe Geschwindigkeit der Rakete verlieh der Nike ein begrenztes Potential auf diesem Gebiet , das später unter dem Namen „Nike-Zeus“ zum Gegenstand eines Entwicklungsprojekts zur Flugkörperabwehr wurde.

 

Die Raketen kommen:

 

Die Aufstellung der Nike-Raketeneinheiten in Deutschland, anfangs noch in der nicht nuklearfähigen „Ajax-Version, ab 1959/60 war sicherlich Gegenstand so mancher Gerüchte in der Hochphase des Ost-West-Konfliktes, tauchten diese Raketen doch plötzlich an Objekten und Standorten weit im Westen der Bundesrepublik auf, in denen man wohl weniger mit Militär gerechnet hatte.

 

Bevor im Zeitraum1962-73 die auf der vorliegenden Karte dargestellten festen Einsatzstellungenbezogen werden konnten, richteten die Bundesluftwaffe und die Partnerstreitkräfte die Abschussgestelle und Radarwagen ihrer „Nike“ in provisorischen Übungsstellungen auf Flugplätzen, Truppenübungsplätzen oder Militärlagern ein. Es begann um 1960 in Nordrhein-Westfalen mit Ausbildungsstellungen in Bocholt und auf dem „Berger Feld“ im Stadtgebiet von Gelsenkirchen (!), unweit der Stelle, wo heute das „Schalker“ Parkstadion steht. Ein ehemaliges Materiallager der Wehrmacht in Heeren-Werwe bei Unna wurde ein weiterer Übergangsstandort des ersten FlaRak Verbandes ,dem FlaRakBtl 21, bevor es ab ca 1962 seine festen Einsatzstellungen im Münsterland und Sauerland bezog . Diese Objekte betreibt der in FlaRakGruppe 21 umbenannte Verband noch heute für seine Patriot-Systeme.

 

Bevorzugt wurden die Nike anfangs auf Fliegerhorsten (Köln-Wahn für FlaRakBtl 21 und 22, Ahlhorn und Diepholz für Btl 25 oder Jever für Btl 26) oder militärischen Übungsplätzen (Stegskopf im Siegerland für Btl 22, Varel-Friedrichsfeld und Delmenhorst-Adelheide für Btl 24). Die Nutzung vorhandener Liegenschaften für die Dauereinsatzstellungen blieb aber zeitlich begrenzt. Einige ehemalige Flugplätze (Hardheim, Finthen, Mengen u.a.) oder Übungsplätze (Elsenborn in Belgien, Düren-Drove, Euskirchen-Billig) wurden meist von Alliierten belegt. Die Niederländer platzierten ihre ersten Nike-Einheiten auf ehemaligen Wehrmachtsflugplätzen (Handorf bei Münster, Vörden, Rheine-Bentlage). Der Flugplatz Bramsche-Hesepe konnte nur für den Stab und die Versorgungseinheiten der 1.Groep Geleide Wapens (später 12.GGW) genutzt werde, da ein Munitionsdepot in der Nähe die Einrichtung einer Nike-Stellung ausschloss und diese später in Bad Essen eingerichtet werden musste. In den meisten Fällen musste geeignetes Gelände angekauft werden, das bestimmte Kriterien wie Anhöhen für die Feuerleitradare und Mindestentfernungen zwischen Abschussbereich und Feuerleitung erfüllten.

 

Eine Batterie bestand aus drei getrennten Bereichen:

 

Der Unterkunft, dem Feuerleitbereich in günstiger topographischer Lage mit bis zu 6 Radargeräten für Überwachung , Zielerfassung, Zielverfolgung, Flugkörperverfolgung, Entfernungsmessung und Freund-Feind-Erkennung und dem Abschussbereich mit jeweils drei Abschussflächen und dazugehörigen Bunkern. Während die Raketen in ihren Montagebunkern und auf den durch Erdwällen geschützten Abschussschienen wahrscheinlich nicht so schnell auszuschalten gewesen wären, lag der Schwachpunkt in der Feuerleitung. Die Radaranlagen lagen in exponierter Stellung und konnten nur durch Sandsäcke oder konturenverwischende Tarnung geschützt werden. Zum Eigenschutz gegen angreifende Tiefflieger stattete die Luftwaffe später die FlaRakBtl mit 20mm Zwillingsgeschützen aus.

 

Verjüngungskuren:

 

Die noch auf der Röhrentechnologie basierende Elektronik der Nike veraltete sehr schnell und musste immer wieder verbessert werden. Der entscheidende Schritt kam dabei erst in den allerletzten Einsatzjahren als man ab 1984 aus Gründen der Versorgbarkeit die verbliebenen Systeme der Deutschen, Belgier, Niederländer und Norweger „digitalisierte“. Eine wesentliche Kampfkraftsteigerung erfolgte bei der Luftwaffe mit der Einführung des leistungsstarken Überwachungsradar HIPAR bei allen 24 Batterien. Dies war vorher nur in einem Exemplar am Standort des Bataillongefechtsstände vorhanden gewesen und machte durch seinen großen olivgrünen Radom den kundigen Beobachter auf Nike-Stellungen aufmerksam. Auf diese Weise kam es zu einer nicht unerheblichen Verdichtung des Sensornetzes in der Luftraumüberwachung, da die Radardaten der Bataillonsgefechtsstände an die Führungszentralen der NATO-Luftverteidigung (SOC ) weitergeleitet werden konnten. Die anderen Nike-Partner beließen es bei nur einem HIPAR am Standort der Bataillonseinsatzzentrale (BOC) zur großräumigen Überwachung bis 300 km ! Von dort konnten die Ziele an die vier Einsatzbatterien im Bataillonsektor zugewiesen werden, die mit ihren eigene Such- und Zielverfolgungsradare kleinerer Reichweite die Bekämpfung übernehmen konnten. Die von mehreren Radaranlagen und Analogrechnern abhängige Feuerleitung war ein komplizierter Vorgang, der nur die Bekämpfung eines Flugziel von der Zielzuweisung bis zur Detonation des Flugkörpers ermöglichte. Trotz der veraltenden und störanfälligen Elektronik wurden bei den jährlichen Übungschießen auf Kreta immer gute Ergebnisse nahe an der 100%-Grenze erzielt. Die allgemeine Einsatzbereitschaft wurde bei den berüchtigten „TACEVALS“ an den Standorten der Batterien von NATO-Teams regelmäßig überprüft.

 

Nachdem in der ersten Hälfte der 60er Jahre eine größere Zahl von Batterien sehr schnell in festen Stellungen untergebracht werden konnte, sorgten finanzielle Engpässe für Verzögerungen bei der Fortsetzung des Programms. So konnte das Delmenhorster FlaRakBtl 24 seine letzten Stellungen bei Schönemoor und Syke-Ristedt erst 1973 beziehen. Die Stellung der 54.belgischen Staffel im Raum Xanten- Sonsbeck wurde erst 1974 fertig und die 57. belgische Staffel erhielt sogar erst 1977 durch Übernahme der niederländischen Stellung Erle bei Borken einen eigenen Einsatzstandort. Die niederländische Staffeln Nr. 222 in Nordhorn und 121 in Bad Essen waren in der nur kurzen Zeit ihres Bestehens von 1967-75 häufiger von Teilkaderungen und -stilllegungen betroffen. Die Erosion des Nike-Gürtels hatte schon 1966 mit dem Abzug der Franzosen aus der NATO-Integration begonnen. Die französischen Verbände Nr. 520 u 521 im schwäbischen Raum wurden zur Aufstellung der französischen strategischen Raketenstreitmacht herangezogen und hinterließen am südlichen Ende des Riegels eine Lücke. Die Niederländer halbierten ihre Nike-Streitmacht 1975 und gaben die Standorte Handorf, Erle, Bad Essen und Nordhorn auf. Die Belgier legten 1983-84 vier von acht Staffeln still. Die Amerikaner schlossen ihre letzten beiden Nike-Einheiten in Pirmasens und Kornwestheim bereits 1984 , so dass die Europäer die US-Ausbildungseinrichtung in Ft. Bliss sogar noch für kurze Zeit in eigener Regie weiterbetreiben mussten. Bei den verbliebenen europäischen Nike-Nutzern kam es in den letzten Einsatzjahren sogar noch zu durchgreifenden Modernisierungen.

 

So wurden die verbleibenden Systeme aus Gründen der Versorgbarkeit für die letzten Einsatzjahre bei der Luftwaffenwerft in Mechernich noch elektronisch modernisiert („digitalisiert“) und die Infrastruktur einiger Stellungen in den kritischen Jahren 1983-84 für die nukleare Option noch besonders „gehärtet“. Erkennbar sind diese Stellungen an den Betontürmen.

 

1988 wurden aufgrund des Montbello-Beschlusses von 1983 die nuklearen Gefechtsköpfe endgültig abgezogen. Sie waren bis dahin im westfälischen Büren zentral gelagert und von Amerikanern, Belgiern und Niederländern bewacht worden. Die Niederländer schlossen 1987 bzw. 1988 die letzten Stellungen Schöppingen und Vörden. Bei der Luftwaffe kam es zu ersten Einsparungen bei der bisher recht üppigen Personalbesetzung von 1200 Mann pro Btl., die vor allem wegen der Sicherstellung von vier Kampfbesatzungen für den 24-Stunden-Dienst und die Bewachung der nuklearen Teile erforderlich war. Je zwei von vier Batterien pro Btl wurden in der Bereitschaft herabgestuft und denuklearisiert. Die Bundesluftwaffe stellte dann im Spätsommer 1989 ihre letzten Nike bei den Bataillonen 24 und 26 ausser Dienst. Zu diesem Zeitpunkt war die Umrüstung auf Patriot bei den ersten Bataillonen 21 und 23 schon eingeleitet. Mit dem Ende der letzten beiden belgischen Stellungen Hinsbeck-Müllem bei Grefrath und Düren-Drove endete 1990 die Nike-Ära in Mitteleuropa.

 

FlaRak zieht um:

 

Der Nachfolger „Patriot“, dessen Beschaffung zeitweise offen blieb, war aufgrund eines deutsch-amerikanischen Kooperationsabkommens möglich geworden. Die Zahl der Feuereinheiten konnte sogar von 24 auf 36 erhöht werden. Die Zahl von sechs Verbänden blieb allerdings erhalten. Sie wurden nun als Geschwader bezeichnet, mussten später aber wieder zu Gruppen (=Btle) zurückgestuft werden. Ein grosser Teil der Systeme blieb US-Besitz und sollte nur von der Bundeswehr betrieben werden. Im Gegenzug stellte die Luftwaffe aus dem Personal der sechs Nike-Bataillone noch zusätzlich drei Gruppen mit „Roland“-Flugabwehrraketen für den unmittelbaren Objektschutz deutscher und amerikanischer Flugbasen auf. Das gesamte Gerät war „germanisiert“ worden, d.h. Fahrzeuge , Fernmeldegerät und Stromerzeuger kamen aus deutscher Produktion. Die ursprüngliche Planung aus der Zeit um 1984-85 sah für das Nachfolgesystem Patriot einen gemischten beweglichen Einsatz mit dem FlaRak System Hawk vor, dass in den 60er und 70er Jahren parallel zum Nike-Gürtel in einem eigenen Riegel disloziert worden war. Der stationäre FlaRak Gürtel sollte etwas weiter östlich durch einen beweglicheren Riegel aneinander gereihter Einsatzzonen (Cluster) von Hawk- und Patriot Einheiten abgelöst werden. Hawk und Patriot sollten sich mit ihren Stärken und Schwächen hinsichtlich ihrer Feuerkraft und Wirkungsbereiche ergänzen. Die leistungsfähigere Patriot braucht zum Beispiel die Unterstützung der Hawk im niedrigen Höhenbereich und bei der 360° Grad-Abdeckung, da die P-Radare auf einen festen Sektor ausgerichtet werden müssen. Zur gemeinsamen Einsatzführung im Cluster war ein Gefechtststand bei dem Regiments- bzw. Kommando Stab vorgesehen. Die ehemals nur zur truppendienstlichen Führung vorgesehenen Regimentsstäbe erhielten nun eine Einsatzführungsaufgabe.

 

Da die Zukunft des Entspannungsprozesses zwischen Ost und West Mitte der 80er Jahre noch ungewiss war, blieb die Forderung nach einer 24-Stunden Einsatzbereitschaft der Batterien noch erhalten bleiben, um die Schwelle für Überraschungsangriffe weiterhin sehr hoch zu halten. Dies war nur aus festen geschützten Einsatzstellungen mit festen Unterkünften, geschützten Abstell- und Wartungseinrichtungen zu leisten. Von daher war eine Weiternutzung der Nike-Liegenschaften sinnvoll. Im Falle einer ausreichenden Vorwarnzeit konnten die Patriot zusammen mit den Hawk-Batterien weiter östlich gelegenen Geländepositionen im „Cluster“ beziehen.

 

Der Verbleib der ehemaligen Nike-Verbände an den alten Standort wurde auch aus strukturpolitischen Gründen gefordert, da es sich meist um wirtschaftlich schwächere Regionen handelte. Eine größere Umdislozierung gab es im Norden, wo sich das ostfriesische FlaRakBtl 26 in eine Rolandgruppe in Wangerland (FlaRakGrupp 41) und einen nach Husum und Heide abziehenden Patriotverband (FlaRakG 26) teilten. Der dortige Einsatzraum war vom HawkBtl 38 zu räumen, das in die Räume Nordhessischen und Siegerland zog und z.T. die Standorte der abgezogenen Btl 22 und 23 in Burbach und Lich übernahm. Aufgrund des deutsch-amerikanischen Kooperations-Abkommens waren auch Luftverteidigungsaufgaben in amerikanischen Sektoren von den deutschen Patriotgeschwadern zu übernehmen. Deshalb mussten die beiden Bataillone Nr. 22 und Nr 23 aus Südwestfalen und dem Rhein-Main-Gebiet als FlaRakG 22 und 23 nach Bayern umziehen. Zwei Stellungen des FlaRakBtl 22 wurden an das FlaRakG 21 abgegeben (Lennestadt-Oedingen, Waldbröl). Wie das FlaRakBtl 26 in Wangerland sollte auch das FlaRakBtl 23 in Kemel und Schöneck einen „Roland“-Verband (FlaRakGrp 42) zurücklassen.

 

Die Einführung der Patriot bedeute im übrigen eine Aufstockung jedes Bataillons um zwei Staffeln.

 

Aufgrund der Erhöhung der Staffelzahl wären alle deutschen Stellungen, mit Ausnahme von Dornum (Ostfriesland) und Obersayn (Westerwald) mit Patriot, Hawk oder Roland weiterbetrieben worden. Für die Umdislozierung von Hawk-Einheiten wurden auch alliierte Liegenschaften wie die belgische Stellung Diemelsee-Flechtorf und US-Objekte Semmelberg bei Homberg /Efze und Oberhinkofen südlich von Regensburg übernommen. Der Infrastrukturplan sah für die Patriot den Umbau der Nike-Abschussbereiche in der Weise vor, dass sich 8 Ringwälle zum Schutz der Starter um einen Radarhügel für das mobile Feuerleitradar und dem daran angeschlossenen Feuerleitstand gruppierten. Eine feste Unterkunft im Abschussbereich für die Kampfbesatzung und ein technischer Bereich waren ebenfalls vorgesehen. In Bayern, wo man nicht auf Nike-Stellungen, sondern nur auf Hawk-Stellungen oder andere militärische Liegenschaften zurückgreifen konnte, sollten sich je zwei Staffeln eine Friedensausbildungs- und Bereitschaftsstellung teilen. Dort kam es zum Neubau von Stellungsbereichen am Rande der Flugbasen Manching, Lechfeld und Roth bzw. zur Weiternutzung der Hawk-Stellung Wettstetten bei Ingolstadt. Die für die FlaRak Staffeln in Penzing und Kaufbeuren geplanten oberbayerischen Friedensstellungen Guselried auf dem Peißenberg bzw. im Bereich der ehemaligen Pershing-Alarmstellung Kempten-Bodelsberg scheiterten an zivilen Protesten. Dafür wurden das ehemalige Triebwerkslager Dornstetten südlich von Lechfeld umgebaut und auf dem Fliegerhorst Kaufbeuren Ausbildungsareale eingerichtet.

 

Diese Umbauten und Neubauprogramme wurde nach der Wende von 1989 schnell gestoppt, so dass nicht alle Patriot in derartig umgebauten befestigten Anlagen untergebracht werde konnten. Im Norden erhielt nur das westfälische FlaRakG 21 mit dem Stab in Möhnesee noch für alle sechs Staffeln eigene Stellungsbereiche an den alten Standorten des Vorgängerverbandes und der beiden vom FlaRakBtl 22 übernommenen Staffeln in Waldbröl und Lennestadt-Oedingen. Im ehemaligen FlaRak Verdichtungsraum Niedersachsen erhielt das FlaRakG 25 (Eydelstedt,Ahlhorn) noch drei feste Umbaustellungen in Schweringhausen, Wagenfeld und Varrelbusch. In einigen Fällen wurden eingeleitete Baumaßnahmen nach Zahlung einer Konventionalstrafe an die Vertragsfirmen eingestellt.

 

Das Konzept eines grenznahen Clustergürtels war nach der Wiedervereinigung überholt. Allerdings blieb das Konzept eines gemischten Einsatzes von Hawk und Patriot unter Führung eines gemeinsamen Stabes wie oben beschrieben erhalten. Das neue Konzept sieht die Bildung von lageabhängigen Einsatzzonen an beliebigen Orten im Bündnisgebiet vor und ist nicht an Standorte und Räume gebunden. Die politische Wende von 1989 und die daraus resultierende Verringerung der Bundeswehr hatte keine grundlegende Auswirkung auf das Verlegungsprogramm in Bayern, Hessen und Schleswig-Holstein mehr gehabt. Eine gleichmäßigere Neuverteilung auf den gesamten deutschen Raum war nach dem abzusehenden Abzug oder der Auflösung alliierter FlaRak Kräfte sinnvoll. Die Niederländer konzentrierten ihre nach dem seit 1975 erfolgten schrittweisen Abbau von ehemals fünf FlaRak Bataillonen in Niedersachsen und Ostwestfalen noch verbliebenen vier gemischten Hawk-Patriot Staffeln als „Groep Geleide Wapens“ auf dem ehemaligen Fliegerhorst „de Peel “ bei Venlo. Die USA werden wohl nur noch 2-3 Patriotbataillone zum Schutz ihrer Truppen in Deutschland lassen und das Hawk-System völlig aus dem Arsenal streichen. Belgien verfügt über keine FlaRak Systeme mittlerer und größerer RW mehr , sondern nur noch Heeres FlaEinheiten mit Fliegerfaust „Mistral“ im Heimatland. Von daher war es geboten, dass die Luftwaffe ihre auf 72 Feuereinheiten angewachsenen Patriot und Hawk Einheiten nicht abbaute, sondern trotz Reduzierung des Personals alle 36 Patriot und 36 Hawk Staffeln aufrechterhielt. Die Patriot Staffeln wurden um nahezu die Hälfte auf 90 Mann halbiert. Ein Drittel der Hawk Staffeln wurde gekadert. Dies bedeutete den Verzicht auf 24h-Bereitschaftsdienste und eine Abhängig von mobilgemachten Reservisten für Fahrzeugbetrieb und Sicherung. Der normale Einsatz einer FlaRak Einheit besteht heute im Übungs- und Ausbildungsbetrieb. 6 Patriot und 4 Hawk Staffeln der FlaRakG 1 Husum und 3 Oldenburg verfügen allerdings wegen ihrer KRK-Rolle über einen hohen Präsenzgrad. Die Führungsleiste der FlaRak Truppe wurde den Verzicht auf drei der 9 Hawk Bataillonsstäbe gestrafft. Die Batterien wurden als aktive oder gekaderte Einheiten anderen Verbänden zugeordnet. Die ursprüngliche Höherdotierung der FlaRak Bataillone zu Geschwadern und der Regimentsstäbe zu Kommandos wurde wieder zurückgenommen, wobei man aber jetzt für die 12 Bataillonsverbände den luftwaffeneigenen Begriff „Gruppen“ verwendete und die 6 übergeordneten Kommandostäben als „Geschwader“ bezeichnete. Jedes Geschwader führt nun eine Patriot- und eine Hawk Gruppe. Den Geschwadern Nr. 3 (Oldenburg), Nr. 4 (Burbach) und Nr. 6 (Lengries) sind darüber hinaus noch die drei Roland-Gruppen Nr. 41, 43 und 42 für den Objektschutz in Wangerland, Schöneck-Kemel und Leipheim unterstellt. In Burbach wurde zusätzlich Ende der 90-iger Jahre am Standort des FlaRakG 4 ein multinationaler FlaRak Planungsstab der Patriotnutzerstaaten Deutschland, USA und Niederlande gebildet. Einige Kleinstandorte wie Lich, Lohne, Wiesmoor, Wagenfeld, Rodenkirchen, Eckernfoerde u.a. wurden aufgegeben und zahlreiche nicht umgebaute alte Nike-Stellungen komplett geräumt. Nach der Aufgabe des Flugbetriebes auf den Fliegerhorsten Husum, Leck und Ahlhorn boten sich diese für die konzentrierte Stationierung von FlaRak Gruppen an (FlaRak Gruppe 26 Husum-Schwesing, FlaRak Gruppe 39 Leck(Nordfriesland) und Teile der FlaRak Gruppen 25 und 31 in Ahlhorn). Die Flugbetriebsflächen bieten Übungsmöglichkeiten und die Shelter auch Schutz für das wertvolle Gerät.

 

Um die bodengestützte Luftverteidigung auch in den neuen Bundesländern präsent zu halten, wurden Hawk-Staffeln aus dem Elbe-Weser-Dreieck unter der Führung des Westertimker Hawk Gruppe 31 nach Sanitz bei Rostock verlegt. Der Geschwaderstab 2 aus Bremervoerde und der immer schon geschlossen in Delmenhorst stationierte ex Nike- und jetzt Patriot Verband Nr. 24 sollten nach Ladeburg bei Berlin verlegen. Nach diversen Modifikationen der Planung wurde der Standort Ladeburg zugunsten des Standortes Bad Sülze-Boehlendorf in Vorpommern gestrichen. Allerdings muss die FlaRak Gruppe 24 noch für einige Jahre auf dem deaktivierten Oldenburger Fliegerhorst zwischenstationiert werden bis die Liegenschaften an dem Zielstandort in Mecklenburg-Vorpommern endgültig frei sind.

 

Viele der deutschen und alliierten Kleinstandorte wurden Unterkünfte für Aussiedler oder Asylbewerber. Eine militärische Anschlussnutzung der nicht mehr besetzten Feuerleit- und Abschussbereiche war schwierig. Einige alliierte Anlagen waren schon in den 80er Jahren als Depots für Verstärkungskräfte benutzt worden (Kapellen-Erft, Dichtelbach) oder beherbergten fernmeldeelektronische Anlagen (Lemberg-Salzwoog). Spektakulär war die Einbeziehung der US-Stellung in Kastellaun-Wüscheim in die Stationierung von Marschflugkörpern . Manche Anlagen wurden zuweilen als infanteristische Übungsobjekte oder für die Zivilschutzausbildung benutzt, blieben aber sonst weitgehend der Natur überlassen. Zuweilen fand sich auch eine gewerbliche Nutzung als Abstellfläche für Baufirmen usw.

 

Heute liegt ein Großteil dieser Liegenschaften teilweise schon anderthalb Jahrzehnte verlassen in der Landschaft und viele Bürger werden nicht mehr wissen, dass die Bunker und Betonflächen Relikte einer Zeit sind, in der der Friede nicht selbstverständlich war und der „Kalte Krieg“ schnell in einen III. Weltkrieg umzuschlagen drohte. Es ist angesichts der kaum zu verhindernden Weiterverbreitung von Massenvernichtungswaffen leider zu befürchten, dass sich die Frage nach einem „Dach“ gegen eine Bedrohung Europas aus der Luft erneut stellen könnte. Der Angriff Russlands auf die Ukraine in 2022 bestätigte diese Befürchtung.

 

Die „Wunderwaffe“ ?

 

Das Patriotsystem verfügt gegenüber Nike über eine gewaltige Steigerung an Feuerkraft und Störfestigkeit. Eine Feuereinheit kann gleichzeitig 8 Ziele bekämpfen. Der Personalbedarf für die Systembedienung ist gering. Für den Feuerkampf sind nur der Feuerleitoffizier und ein Feuerleitfeldwebel im Leitstand erforderlich. Die Betriebsarten reichen von manuell, halbautomatisch bis vollautomatisch. Allerdings sollte man den für beweglichen Einsatz nicht unerheblichen Bedarf an Fahrern und Sicherungssoldaten nicht unterschätzen. Die Systemkomponenten Feuerleitstand, Radarfahrzeug, acht Starter, Stromerzeuger und Fm-Gerät müssen aufwendig verkabelt werden.

 

Die Batterie kann schon aus diesem Grund und wegen der Sicherung nicht sehr aufgelockert in Stellung gebracht werden.. Weitere Führungs- und Versorgungsfahrzeuge ergeben einen umfangreichen Fahrzeugpark. Wegen des Gewichts einiger verlasteter Systemkomponenten können die Trägerfahrzeuge der Nutzlastklasse 5,7 und 15 t ihre Geländegängigkeit kaum voll nutzen. Von einer beweglichen Fla Kampfführung, die den FlaPz der Heeres Fla vergleichbar wäre ist „Patriot“ weit entfernt. Das System kann zwar an jeden Ort verlegt werden, muss aber im Einsatz stationär bleiben.

 

In der Fachpresse ist angesichts des umfangreichen Fahrzeugkonvois auch schon gewarnt worden, Patriot Verbände allzu sehr mit großräumigen Verlegungen im Kriseneinsatz außerhalb der Zentralregion zu belasten. Das System ist auch gegen extreme Tiefflieger ungeeignet. Sein elektronisch gesteuertes Radar muss auf einen festen Sektor ausgerichtet werden. Um die 360° Abdeckung und Tieffliegerbekämpfung abzurunden, muss Patriot weiterhin durch das ältere Hawk System ergänzt werden. Beide Systeme sind in den Cluster-Einsatzzonen über neue RF-Fm-Verbindungen und einem Geschwadergefechtsstand („SAMOC“) verknüpft. Die Hawk sollen die Patriot gegen plötzlich von hinten auftretende Einflüge „sichern“. Aus diesen Gründen ist auch für die Hawk ein eigenes Nachfolgesystem erforderlich, das in Kooperation mit anderen Hawk Nutzerstaaten beschafft werden soll. Die Patriot hat, wie auch der geplante Hawk-Nachfolger, ein Abwehrpotential gegen taktische Flugkörper, das durch eine elektronische Kampfwertsteigerung und verbesserte Gefechtsköpfe weiter ausgebaut werden soll, zur Zeit aber wegen der Engpässe im Wehretat „geschoben“ wird. Ohne die Leistung des Systems hier schmälern zu wollen, sollte auch noch an die begrenzte Flugkörperbevorratung erinnert werden, die der euphorisch bewerteten Feuerkraft in einem „scharfen“ Einsatz schnell Grenzen setzen würde. Der neben der Bundesluftwaffe und der US-Army einzige Patriot-Nutzer in Europa, die Niederlande, haben für ihre 20 Starter der „Groep Geleide Wapens“ in de Peel nur eine Nachladung beschaffen können. Bei den legendären Abwehraktionen gegen irakische Scud-Raketen 1991 wurden von den USA meist auch sicherheitshalber zwei Flugkörper gegen eine Rakete abgefeuert.

 

Eines der in Europa erprobten deutsch-niederländischen Einsatzszenarien ist die gemeinsam geübte Abwehr taktischer Raketen gegen Bevölkerungszentren und strategische Schlüsselzonen. Der Planungsstab in Burbach spielt hier eine Schlüsselrolle. Patriot übten auch schon die Luftverteidigung wichtiger NATO-HQ im Raum Mönchengladbach. Zu einem Renner entwickelt sich im Augenblick die LV-Übung „Roving Sands“ in den USAwo Patriot, Hawk und Stingerteams von Heer und Luftwaffe gemeinsam mit Jägern und Jabo unter realistischen Bedingungen in einem weiten Raum die Luftverteidigung in extremen Lagen üben können. Nur im Verbund entfalten die verschiedenen Systeme ihre optimale Wirksamkeit, können sich Stärken ergänzen und Schwächen ausgleichen, ein Zusammenhang, der von manchen „kritischen“ Journalisten, die gern ein einzelnes System herauspicken und zerpflücken nicht gesehen wird. Für sich gesehen ist die Patriot ein enormer Fortschritt aber sicher auch keine Wunderwaffe.

 

 

Am atomaren Abgrund:
“Kalter Krieg”

 

Die zweite heiße Phase des Kalten Krieges begann Ende 1979 mit dem sowjetischen Überfall auf Afghanistan und dem sogenannten NATO-Doppelbeschluss.

 

Am 12. Dezember 1979 beschloss der NATO-Rat, ab Ende 1983 neue nukleare Mittelstreckenwaffen in Westeuropa zu stationieren, falls die Sowjetunion bis dahin nicht ihre modernen Mittelstreckenraketen vom Typ SS-20, die eine neue atomare Bedrohung für die westeuropäischen Staaten darstellten, abgebaut haben sollte.

 

Sollten die anvisierten Verhandlungen mit der UdSSR nicht zum gewünschten Ergebnis führen, plante das westliche Bündnis, insgesamt 108 Pershing-II-Raketen und 464 Marschflugkörper in Europa zu stationieren.

 

In den darauf folgenden Jahren mündete die Entwicklung in einen regelrechten Propagandakrieg, in dem beide Seiten sich gegenseitig beschuldigten, durch ihre Politik die allgemeine Kriegsgefahr zu erhöhen. US-Präsident Ronald Reagan, dessen Regierung eine bis dahin einmalige Aufrüstungspolitik in Gang setzte, bezeichnete die Sowjetunion im Juni 1982 als ein „Imperium des Bösen“. Der damalige sowjetische Generalsekretär Juri Andropow beschimpfte Reagan daraufhin als „Geisteskranken“ und „Lügner“.

 

Aber es war nicht nur dieser Krieg der Worte, durch den die Lage zu eskalieren drohte. Die sowjetische Führung fürchtete durch die westliche Aufrüstungspolitik und die Produktion neuer moderner US-Waffen, im Rüstungswettlauf in einen bedrohlichen Rückstand zu geraten.

 

Die angekündigte Absicht des Westens, eine neue Generation von Atomwaffen von Westeuropa aus auf die Sowjetunion zu richten, führte im Kreml zu der bedrohlichen Überzeugung, die USA plane einen nuklearen Überraschungsschlag gegen die UdSSR.

 

Die sowjetische Kriegsangst erreichte im Jahr 1983 ihren dramatischen Höhepunkt. In diesem Jahr begann der Westen nach gescheiterten Verhandlungen nicht nur mit der Stationierung der Pershing-Raketen und der Marschflugkörper. Vielmehr kündigte Präsident Reagan die Entwicklung eines weltraumbasierten Raketenschilds an, der die USA gegen sowjetische Atomraketen unverwundbar machen sollte. In welchem Panikzustand sich die sowjetische Führung befand, wurde deutlich, als sowjetische Abfangjäger eine koreanische Passagiermaschine abschossen, die sich in den Luftraum der UdSSR verirrt hatte.

 

In dieser aufgeladenen Atmosphäre führte die NATO Ende November 1983 unter dem Namen „Able Archer 83“ eine Militärübung durch, in der ein atomarer Schlag gegen die Sowjetunion durchgespielt wurde. Die sowjetische Führung beauftragte daraufhin alle ihre westlichen Agenten herauszufinden, ob diese Übung den Auftakt zu einem umfassenden Angriff mit Nuklearwaffen bildete. Der sowjetische Geheimdienst KGB konnte schließlich Informationen liefern, von der sich der Kreml überzeugen ließ, dass keine Gefahr drohte.

 

im Rahmen ihrer Planungen einen Kriegsplan verabschiedet. Im General Defense Plan 33001 (Geheimer Operationsplan) wurde festgelegt, welche Verteidigungsmaßnahmen die Nato-Armeegruppe Mitte im Fall eines sowjetischen Angriffs vorzunehmen hätte. Die Planungen umfassten nicht nur Maßnahmen zur konventionellen Kriegführung, sondern auch Grundsätze zum Einsatz von Kernwaffen und chemischen Kampfstoffen.

 

Es gab zwar keine offensiven Kriegsplanungen der NATO, aber in der aufgepeitschten Atmosphäre der frühen achtziger Jahre neigte die sich in einer Art Bunkermentalität befindende sowjetische Führung dazu, sämtliche Maßnahmen des Westens als Teil einer Gesamtstrategie zur atomaren Vernichtung der Sowjetunion zu interpretieren.

 

Nach dem Ende des Kalten Krieges und der Auflösung des Warschauer Paktes öffnen sich mehr und mehr die Archive in Ost und West. Dabei kommen immer wieder Dokumente zum Vorschein, die Aufschluss geben über die militärischen Planungen der beiden damaligen Gegner.

 

Das so genannte Auflösungsabkommen im Februar 1991 war die letzte gemeinsame Handlung im Rahmen des Warschauer Pakts. Darin vereinbarten die Sowjetunion und ihre ehemaligen Satellitenstaaten, keine Dokumente an Drittstaaten weiterzugeben. Länder wie die Tschechische Republik, Bulgarien oder Ungarn fühlten sich aber schon bald nicht mehr an das Abkommen gebunden und öffneten nach und nach ihre Archive.

 

Innerhalb des letzten Jahrzehnts sind deshalb umfangreiche Bestände aus der Zeit des Kalten Krieges für Forscher zugänglich gemacht worden. Deutschland beispielsweise, das die Archivbestände der DDR im Zuge der Wiedervereinigung ins deutsche Bundesarchiv integrierte, öffnete die Türen dazu schon in den Jahren 1990/91.

 

Vor allem Funde in den Archiven des ehemaligen Ostblocks lassen neue Rückschlüsse auf die Geschichte des Kalten Krieges zu. In Ungarn etwa fanden die Forscher Dokumente, die belegen, dass der Warschauer Pakt für den Kriegsfall den Einsatz von Atomwaffen plante. Danach sollten beispielsweise München, die österreichische Metropole Wien und die italienische Stadt Verona mit Nuklearwaffen zerstört werden. Für diesen Einsatz waren die sowjetischen Mittelstreckenraketen SS-20 vorgesehen.

 

Welche entscheidende Rolle die SS-20 nach dem Willen der sowjetischen Führung spielen sollte, belegt ein Geheimbericht des damaligen sowjetischen Verteidigungsministers Dimitrij Ustinow aus dem Jahr 1981 – ungefähr zwei Jahre vor der Umsetzung des Stationierungsteils des NATO-Doppelbeschlusses. Danach sollten die neuen Atomraketen SS 20 so genannte strategische Ziele in allen europäischen Nato-Staaten zerstören.

 

Ein weiteres Szenario sah vor, dass polnische und DDR-Truppen in Dänemark und an der Nordseeküste der Bundesrepublik landen sollten. Einen nuklearen Gegenschlag der NATO, der nach den Planspielen der östlichen Militärs zahlreiche polnische Städte vernichten würde, hätte die Sowjetunion mit der atomaren Zerstörung ebenso vieler westeuropäischer Großstädte beantwortet.

 

Diese offensichtlich völlig irrationalen Pläne waren allerdings weniger Ausdruck von Expansionsgelüsten der sowjetischen Führung, sondern eine geradezu hysterische Reaktion auf den westlichen Vorsprung in der Waffentechnologie. Die östlichen Militärs beobachteten voller Misstrauen die Entwicklung von hochpräzisen konventionellen Waffen auf der westlichen Gegenseite.

 

Entgegen der NATO-Propaganda, die ihre Aufrüstungspolitik vornehmlich mit der erdrückenden sowjetischen Überlegenheit bei Flugzeugen, Panzern, Geschützen und in der Truppenstärke begründete, geriet der Warschauer Pakt ab der zweiten Hälfte der siebziger Jahre in der Entwicklung moderner Waffentechnologie zunehmend ins Hintertreffen.

 

Das erhöhte einerseits die Abschreckungswirkung, andererseits aber auch die Befürchtungen der sowjetischen Führung, der Westen könnte aufgrund seiner Überlegenheit einen Angriffskrieg gegen die UdSSR und ihre Verbündeten planen und durchführen.

 

Über den Stand und Ausmaß der westlichen Rüstung war der Osten gut informiert. Verantwortlich dafür zeichnete unter anderem die Militärspionage der DDR. Ihre fein gesponnenes und effektives Agentennetz versorgte zu Beginn der 80er Jahre die östliche militärische und politische Führung unter anderem mit detaillierten Informationen zunächst über die Diskussionen und Auseinandersetzungen, später über den Stand der Stationierung der Pershing-II-Mittelstreckenraketen sowie der Cruise-Missiles-Marschflugkörper in Westeuropa.

 

Dazu lieferten Spione wertvolle Informationen darüber, wie die Nato das militärische Potenzial ihres Gegners im Osten einschätzte.

Die erfolgreiche Militärspionage der DDR trug schließlich mit dazu bei, in der Zeit von 1981 bis 1983 die selbstmörderischen Kriegspläne der Sowjetunion zu bremsen. Die über Ost-Berlin nach Moskau gelieferten Informationen überzeugten die einer regelrechten Kriegshysterie verfallene sowjetische Führung davon, dass der Westen auch nach der Stationierung der Atomraketen keinen nuklearen Präventivschlag gegen die Warschauer-Pakt-Staaten führen würde. (Quelle: Förderverein des LwM Gatow)line

 

IST-Zustand nach der Wende:  wie geht es weiter ?
(Stand: 2007)

 

Im Zuge der deutschen Wiedervereinigung am 03.10.1990 ergaben sich direkte Konsequenzen für die Flugabwehrraketenverbände.

 

Auf rein deutscher Nationalebene sind die Systeme NIKE (auch Pershing) seit längerem abgeschafft. Die Systeme Hawk und Roland sind mittlerweile ebenfalls ausser Dienst gestellt worden. Es verbleiben die sechs moderneren Patriotgruppen mit zusammen 24 Batterien. Es gibt also kein eigentliches FlaRakSystem gegen Tiefflieger mehr und zum Objektschutz stehen nur noch die Fliegerfausttrupps des Objektschutbataillons der Lw und ggf. der beiden verbleibenden Panzerflakverbände des Heeres (Nr. 6 Lütjenburg und Nr 12 Hardheim) zur Verfügung.

 

Der Schichtdienst rund um die Uhr war nicht mehr notwendig und eine Friedensdislozierung in ausgebauten Einsatzstellungen nicht mehr erforderlich. Die gerade entwickelte FlaRak-Struktur war nicht mehr passend und musste überdacht werden.

 

Die Personalstärke der verbleibenden Verbände wurde halbiert, drei Hawk-Geschwader aufgelöst, deren Feuereinheiten allerdings neu zugeordnet und die Kommandostruktur dem Namen nach wieder aufgegeben.

 

1991 kam es im Rahmen des 2. Golfkrieges zu einem ersten Kampfeinsatz im Ausland. Eine Staffel HAWK (FlaRak Bti 36) wurde für den Objektschutz zur Luftwaffenbasis Diyarbakir in der Osttürkei sowie eine ROLAND-Staffel (FlaRakGrp 42) nach Erhac/Türkei verlegt. Unter erheblichen Schwierigkeiten konnte dieser Auftrag ausgeführt werden.

 

Kurz danach führten Überlegungen im Verteidigungsministerium zu einer neuen Art der Kategorisierung. Diese umfasste Krisenreaktionskräfte (KRK), die in wenigen Tagen verlegt werden konnten und Hauptverteidigungskräfte (HVK) mit besonderen Aufgaben. Zu den KR-Kräften gehörten ab 1993 das FlaRakG 1 „Schleswig-Holstein“ und 3 „Oldenburg“. Als Einsatzkräfte waren grundsätzlich drei PATRIOT-, zwei HAWK- und eine verstärkte ROLAND-Staffel mit entsprechenden Führungs- und Unterstützungselementen vorgesehen. Der Einsatz sollte möglichst im Verbund erfolgen und der „Cluster-Einsatz“ war das Ziel. Die Jahre 1993 bis 1995 waren gekennzeichnet durch eine Vielzahl von Übungen im In- und Ausland sowie Überprüfungen aller Art.

 

  • 1993: Erste KRK-Auslandsübung von FlaRak-Kräften (Dynamic Mix in der Türkei)

  • 1995: Erste Übung mit FlaRak-Kräften in den USA (ROVING SANDS)

  • 1996: Am 1. Januar 1996 wurden die beiden Krisenreaktionskräfte (KRK) FlaRak der NATO assigniert.

  • 1997: Einsatz von FlaRak-Verbänden bei der Bekämpfung der Oder-Flut.

  • 1999: TacEval während einer KRK-Übung im Ausland (FlaRakG 3 „Oldenburg“, BATTLE GRIFFIN in Norwegen)

  • 2000: TacEval während einer KRK-Übung im Ausland (FlaRakG 1 „Schleswig-Holstein“, Dynamic Mix in Griechenland)

  • 2002: Einsatz von FlaRak-Verbänden bei der Bekämpfung der Elbe-Flut.

 

Was ist NRF ?


NRF bedeutet NATO RESPONSE FORCE. Besonderes Augenmerk bei dieser militärischen schnellen Eingreiftruppe liegt auf der hohen Verfügbarkeit als eingespielte und auftragsgerecht ausgebildete Truppe. Internationalität sowie multinationale Zusammenarbeit spielen eine zentrale Rolle bei der gemeinsamen Intervention und Prävention von Konflikten. Hierfür wurde auf dem Prager NATO-Gipfel im November 2002 der Grundstein gelegt. NRF stellt sicher, dass NATO-Einsatzkräfte innerhalb von fünf bis dreißig Tagen in jedes Krisengebiet der Welt verlegen können und dort einsatzbereit sind. Weiterhin ist vorgesehen, dort über einen längeren Zeitraum autark operieren zu können. Zweck der NRF ist es, auf Beschluss des NATO-Rats Krisen, Konflikte und Gefahren weltweit effektiv einzudämmen. Der Umfang der eingesetzten Kräfte hängt grundsätzlich vom jeweiligen Einsatzauftrag ab. Die Zuordnung zur NRF erfolgt für 6 Monate.

 

  • 2004: Übernahme des NRF-Auftrages durch FIaRakG 1 „S-H“ für NATO RESPONSE FORCES (2005) und Beginn der Ausbildung und Vorbereitung. 

  • 01.07.2005 – 17.01.2006: Standby Phase (Abrufbereitschaft) NRF für das FIaRakG 1 „S-H“

  • Ende 2005: Außerdienststellung der letzten HAWK/ROLAND-Gruppe (FIaRakGrp 15)

  • 2005/2006: Ausrüstung der FIaRakG 1, 2 und 5 mit dem Geschwadergefechtsstand (SAMOC)

 

Gemeinsame Übungen:


In den letzten zwei Jahrzehnten hat die Übungshäufigkeit der bodengestützten Luftverteidigung im In- und Ausland ständig zugenommen. “Hochwertübungen” erhalten ihren Namen durch den damit verbundenen Aufwand, aber auch durch den erwarteten Ausbildungserfolg.

 

Im Inland waren dies die Übungen CLEAN HUNTER sowie die Übungen ELITE (Elektronische Kampfführung). Weiterhin waren es meistens die Krisenreaktionskräfte FIaRak, die bei Auslandsübungen zum Einsatz kamen.

 

In Vorbereitung auf den Einsatz als NATO RESPONSE FORCE (NRF) 5 nahm das FIaRakG 1 Anfang 2005 an der Übung BATTLE GRIFFIN in Norwegen teil.

 

Darüber hinaus fanden Übungen in den Niederlanden, Dänemark, Portugal und Slowakei statt.

 

An der Übung ROVING SANDS nahmen seit 1995 fast jedes Jahr ein FIaRak-Geschwader im Rahmen der größten Luftverteidigungsübung der westlichen Welt in Texas/Neu Mexiko/USA teil. Hier standen Einsatz und Auftragserfüllung im multinationalen Rahmen insbesondere unter besonderen klimatischen Bedingungen im Mittelpunkt. Die Fernverlegung (See-, Luft-, Bahn- und Straßentransport) von Material und Personal war eine Herausforderung.

 

Seit 1996 nehmen die FlaRak-Geschwader an der Übung JOINT PROJECT OPTIC WINDMILL (JPOW) teil.

 

Unter der Federführung der niederländischen Luftwaffe erfolgte diese multinationale Simulationsübung zur Abwehr von taktischen-ballistischen Flugkörpern. Daran sind jedes Jahr deutsche und amerikanische FIaRak-Kräfte beteiligt.

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