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Nachdem der einsitzige Überschalljäger F-100 in 1954 in Dienst gestellt wurde, hatte er eine hohe Unfallrate, teilweise aufgrund der Unerfahrenheit der Piloten mit dem Super Sabre. Als Reaktion darauf baute North American eine zweisitzige Trainingsversion – die F-100F – um neue Super Sabre-Piloten auszubilden.
Die F-100F behielt die grundlegenden Kampffähigkeiten der F-100D bei, einschließlich sechs Flügelaufhängungen zum Tragen externer Aufhängungen, reduzierte jedoch die Anzahl der 20-mm-Kanonen von vier auf zwei. North American lieferte 1959 die letzte von 339 F-100F Super Sabre aus.
Als F-100-Einheiten nach Südostasien entsandt wurden, enthielten sie eine Mischung aus ein- und zweisitzigen F-100, aber beide Typen nahmen an traditionellen Bombenangriffen zur Unterstützung der Bodentruppen teil. Als sich die Taktiken weiterentwickelten, wurde die zweisitzige F-100F zu einem wichtigen Flugzeug für zwei neue Missionen – die Unterdrückung von russischen Boden-Luft-Raketen (SAM = surface-to-air missile), bekannt als „Iron Hand“, und die Hochgeschwindigkeits-Vorwärtsflugkontrolle FAC (Forward Air Controllers) , bekannt als „Misty FAC”. (siehe unten)
Das ausgestellte Flugzeug, die F-100F mit der Seriennummer S/N 56-3837, war ein Misty FAC-Flugzeug, das dem 37. Tactical Fighter Wing auf der Phu Cat Air Base, Vietnam, zugewiesen wurde. Es wurde von mehreren bemerkenswerten Persönlichkeiten der USAF im Kampf geflogen, darunter General Merrill McPeak und General Ronald Fogleman (ehemalige Stabschefs der USAF) und Col. Richard Rutan (der Chefpilot des ersten unbetankten Fluges um die Welt). Es ist So bemalt, wie es im März 1968 aussah. Seit 2003 wurde dieses Flugzeug im Museum ausgestellt.
Technische Daten: F-100D Super Sabre (betr. einsitzige Version)
Typ | Jagdbomber | ||
Besatzung | 1 Pilot | ||
Antrieb | Pratt & Whitney J57-P-21A | ||
Art | Turbojet mit Nachbrenner | ||
Leistung | max. 7.689 kp Schub | ||
Höchstgeschwindigkeit | 1.390 km/h in 10.000 m | ||
Geschwindigkeit im Tiefflug | 1.239 km/h | ||
Steigrate | 83 m/sek. ohne Außenlasten | ||
Dienstgipfelhöhe | 14.020 m | ||
Reichweite | ca. 970 km | ||
mit Zusatztanks | ca. 2.500 km | ||
Leergewicht | 9.526 kg | ||
max. Startgewicht | 15.800 kg |
Länge | 14,36 m | ||
Höhe | 4,95 m | ||
Spannweite | 11,82 m | ||
Flügelfläche | 35,77 m² | ||
Bewaffnung | 4 x 20-mm-M39-Kanonen | ||
. | mit je 200 Schuss und | ||
. | 3.402 kg Zuladung z.B. | ||
. | 6 x 454-kg-Bomben oder | ||
. | 4 x AGM-12 Bullpup | ||
. | Luft-Boden-Raketen oder | ||
. | 2 x AIM-9B Sidewinder | ||
. | Luft-Luft-Raketen | ||
. | . |
Entwicklung, Versionen und Einsätze:
Schon als die Produktion der North American F-86 “Sabre” 1949 begann, machte man sich Gedanken um einen Nachfolger. Also beschloss der Vorstand von North American Aviation einen Überschalljäger zu bauen. Mit einer modifizierten F-86 ging das nicht, das hatte man mit der F-86C und der Variante F-93A schon versucht.
Darum begann man völlig neu, nur die Grundkonzeption als Tiefdecker mit zentralem Lufteinlauf blieb erhalten. Die Tragflächen wurden mit 45° gepfeilt und um Flügelverwindungsprobleme zu vermeiden, kamen die Querruder nach innen. Damit die Landegeschwindigkeit nicht unannehmbar hoch werden würde, kamen noch Vorflügel auf ganzer Länge dazu. Als Triebwerk wurde das Pratt & Whitney J57-7 mit Nachbrenner verwendet. Als Bewaffnung wurden vier 20-mm-Maschinenkanonen des Typs Pontiac M39 eingebaut, eine Weiterentwicklung der Mauser MG 213-Revolverkanone.
Die erste Bestellung über zwei Vorserienexemplare kam schon im November 1951 und damit noch vor dem Erstflug, der im Mai 1953 stattfand. Schon im November 1953 wurden die ersten Serienmaschinen in Dienst genommen. Aber das war etwas zu schnell, denn im November 1954 bekamen alle 70 bis dahin gefertigten Maschinen Flugverbot, nachdem einige Flugzeuge in der Luft auseinander gebrochen waren. Der F-86-Konstrukteur Ed Schmued hatte schon vorher seine Bedenken angemeldet. Nach seiner Meinung besaß die F-100 durch den langen Rumpf und die kurzen Flügel nur eine unzureichende Richtungsstabilität. Die Maschine drohe in bestimmten Flugzuständen plötzlich zu taumeln. Dieser Effekt ist heute unter der Bezeichnung “Trägheitskopplung” bekannt und gefürchtet. Als Lösung mussten alle schon produzierten und schon auf der Fertigungstraße befindlichen Flugzeuge mit einer um 27% größeren Seitenflosse versehen werden, gleichzeitig wurde die Spannweite um 66 cm erhöht. Damit konnten erst Anfang 1955 mit der Auslieferung neu begonnen werden. Aber der rasante technische Fortschritt ließ die Maschinen F-100A schon bald veralten. Sie wurden an befreundete Länder abgegeben.
Die F-100B war eine vollständige Neukonstuktion mit YJ75-Triebwerk.
Durch die Ablösung in der Jägerrolle wurde die F-100C als Jagdbomber weiterentwickelt und bekam Unterflügelstationen für Abwurfmunition. Dieses Flugzeug hatte auch eine Luftbetankungssonde und konnte als erste Version in der Luft aufgetankt werden. Am 20. August 1955 wurde mit einer C-Version der erste absolute Geschwindigkeitsrekord nach den neuen Regeln für große Höhen von 1.323,03 km/h erreicht, gleichzeitig war er der erste anerkannte Überschallweltrekord für Flugzeuge mit einem Triebwerk.
Die bedeutendste Version war dann die F-100D, sie hatte völlig neue Flügel mit geknickter Innenkante und konventionell nach außen verlegtem Querruder. Auch die Avionik wurde aufgerüstet mit einem Autopilot und einem Bombenaburfsystem, mit dem Atombomben auch im Tiefflug eingesetzt werden konnten.
Die einzige noch neu produzierte Variante war die F-100F genannte Maschine. Dies war eine 2-sitzige Trainerversion, die aber voll kampftauglich war, obwohl nur zwei 20-mm-Kanonen eingebaut waren.
Ihre meisten Einsätze erlebte die North American F-100 in Vietnam. Dort bewährte sie sich in vielen Aufgaben. Nachdem sie nochmals mit Elektronik und Funksprech und -navigation aufgerüstet wurde, wurde sie als Bomber, Jäger, Aufklärer und zur vorgeschobenen Beobachtung genutzt und aufgebraucht.
Ab 1970 wurde die Maschine durch die McDonnell Douglas F-4 Phantom und General Dynamics F-111 ersetzt und an die Air National Guard abgegeben. Insgesamt gingen in Vietnam 243 F-100 verloren, davon 198 im Einsatz.
Viele übriggebliebene Flugzeuge wurden als ferngelenkte Drohnen bei Waffentests als Ziel und von der NASA als Testflugzeug verwendet. Insgesamt wurden etwa 2290 Maschinen in den unterschiedlichsten Varianten hergestellt.
Misty FACs:
FACs (= Forward Air Controllers) flogen in geringer Höhe und entdeckten und markierten feindlichen Zielen in stark verteidigten Gebieten in Laos und Nordvietnam. Bei diesen extrem gefährlichen Missionen wurde ein Viertel dieser aus rein Freiwilligen bestehenden Gruppe abgeschossen.
FACs der US Air Force flogen normalerweise langsame, propellergetriebene Flugzeuge, um nordvietnamesisches Militär und deren Gerätschaften zu lokalisieren, die sich entlang des „Ho Chi Minh Trail“ (Pfad) nach Süden bewegten. Als die Kommunisten ihre Infiltrationsrouten mit Flugabwehrartillerie und Boden-Luft-Raketen verstärkten, wurden die Verlustraten der USA inakzeptabel.
Um dieses Problem zu lösen beschloss die US-Luftwaffe unter dem Codenamen “COMMANDO SABRE” schnellere, zweisitzige, düsengetriebene F-100F als FACs über den am stärksten verteidigten Stellen einzusetzen. Im Juni 1967 nahm die 416. Tactical Fighter Squadron unter dem Kommando von Maj. George „Bud“ Day den Betrieb auf. Die rein freiwilligen Besatzungen dieser Einheit wurden schnell unter ihrem Funkrufzeichen “Misty” bekannt. (= Nebelhaft)
Während ihrer Missionen flogen Misty FACs oft gegen den Ho-Chi-Minh-Pfad und konzentrierten sich auf die Schlüsselpässe von Nordvietnam nach Laos. Sie operierten in relativ geringer Höhe und drehten bzw. kurvten ihr Flugzeug ständig, um das Ziel feindlicher Flugabwehrkanoniere abzulenken. Misty FACs lokalisierten und markierten Ziele, die anderen Flugzeuge treffen konnten. Sie benutzten gelegentlich auch ihre 20-mm-Kanone, um Ziele selbst anzugreifen. Misty FACs entdeckten auch Ziele im Süden Nordvietnams und unterstützten Rettungskräfte bei der Bergung abgeschossener Flugzeugbesatzungen, wobei sie oft die ersten Flugzeuge vor Ort waren.
Misty FAC-Missionen waren nicht nur extrem gefährlich, sondern auch für die Besatzungen anstrengend. Sie blieben vier bis sechs Stunden im Einsatz und verließen dabei mehrmals den nordvietnamesischen Luftraum, um mit einem Tankflugzeug Luftbetankung auszuführen.
Trotz ihrer Fähigkeiten mit spezialisierten Taktiken und schnellen Flugzeugen zahlten sie einen hohen Preis dafür, dass sie die lebenswichtige, gut verteidigte Lebensader der Kommunisten angegriffen und getroffen hatten. Die feindliche Bodenverteidigung schoss ein Viertel der 155 Misty FAC-Piloten ab, wobei zwei von ihnen zweimal abgeschossen wurden.
COMMANDO SABER endete im Mai 1970, als McDonnell Douglas F-4 Phantom II die Rolle des „Fast FAC“ übernommen hatten. Trotzdem blieben die Flugzeugbesatzungen in den folgenden Jahren eine erlesene Gruppe beim US-Militär. Zu ihren Reihen gehören ein Medal of Honor-Empfänger (Col. George „Bud“ Day), zwei USAF-Stabschefs (Gen. Merrill „Tony“ McPeak und General Ronald Fogleman), zwei Astronauten (Maj. Gen. Roy Bridges und Col. Charles Lacy Veach), fünf weitere Generaloffiziere (Generalleutnant Donald Snyder, Generalmajor Donald Shepperd, Generalmajor John Dickey, Brigadegeneral Ross Detwiler und Brigadegeneral Walter Bacon) und der Chefpilot des ersten unbetankten Fluges um die Welt (Lt. Col. Richard Rutan).
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