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Der Deutsche Bundestag beschloss im Oktober 1958 die Beschaffung des Waffensystems F-104 Starfighter für die Luftwaffe. Im Februar 1959 erfolgte die erste Bestellung des neuen Flugzeugs, das als allwettertauglicher Jäger, Jagdbomber und Aufklärer eingesetzt werden sollte. Bis zur Indienststellung der F-1 04G erfolgte die Ausbildung der ersten Starfighterpiloten auf der hier abgebildeten zweisitzigen F-1 04F. Diese für die Luftwaffe in 30 Exemplaren gebaute Trainerversion des Starfighter wurde aus dem Schulflugzeug F-104D abgeleitet. Wie dieses verfügte die F-104F über kein Feuerleitsystem und keine Bordkanone. Rein äußerlich unterschieden sie sich hauptsächlich in der unterschiedlichen Kabinendach-Konstruktion.
Die erste F-104F übernahm die Luftwaffe im Oktober 1959 bei Lockheed in Palmdale. Die übrigen Maschinen wurden bei der Waffenschule der Luftwaffe (WaSLw) 10 in Nörvenich endmontiert und kamen zunächst dort zum Einsatz. Schon wenige Wochen nach der Aufnahme des Dienstbetriebes traf die WaSLW 10 ein großes Unglück: Am 19. Juni 1962 stürzten vier F-1 04F der 4. Staffel bei einem Übungsflug für eine Kunstflugvorführung ab. Sämtliche Flugzeugführer fanden dabei den Tod. In den folgenden Jahren häuften sich die Unfälle mit dem Starfighter, insbesondere mit der F-104G, der die Öffentlichkeit sarkastische Beinamen gab wie „Fliegender Sarg“ oder „Witwenmacher“.
Die F-104F war indes nur eine Übergangslösung, da die Luftwaffe ab 1962 für Ausbildungs- und Trainingszwecke die einsatztaugliche TF-104G erhielt. Die verbleibenden F-104F wurden bereits 1971 ausgemustert, zwanzig Jahre später, am 22. Mai 1991, flog der letzte Starfighter der Luftwaffe, eine F-104G. Insgesamt verlor die Luftwaffe 292 von 916 ausgelieferten F-104 durch Unglücksfälle. Dabei starben 108 deutsche und 8 ausländische Piloten.
Technische Daten:
Hersteller: Lockheed, Palmdale, USA
Besatzung: ein Fluglehrer, ein Flugschüler
Triebwerk: General Electric J79-ge-11a
Schub: 44,5kn/70,3 kn mit Nachbrenner
Spannweite: 6,69 m
Länge: 16,69 m
Technischen Daten: betr. 1-sitzige Grundversion
Hersteller | Lockheed Aircraft Corporation | ||
Besatzung | 1 Pilot | ||
Typ: | Jagdbomber | ||
Länge | 16,70 m | ||
Spannweite | 6,70 m | ||
Höhe | ca. 4,10 m je nach Beladung | ||
Flügelfläche | 18,22 m² | ||
Flügelstreckung | 2.22 | ||
Leergewicht | 6.387 kg | ||
Maximales Startgewicht | 11.720 kg | ||
Höchstgeschwindigkeit | 2.100 km/h in 12.200 m Höhe | ||
Steiggeschwindigkeit | 208 m/s |
Dienstgipfelhöhe: | 15.240 m | ||
Einsatzradius: | ca. 1.000 km | ||
Überführungsreichweite: | ca. 2.600 km m. Zusatztanks | ||
Triebwerk: | 1 x General Electric J79-GE-11A-Strahltriebwerk | ||
Schubkraft | ohne Nachbrenner: 47,50 kN | ||
. | mit Nachbrenner: 70,9 kN | ||
Stückpreis: | 1,42 Millionen US-Dollar (1961: 6 Millionen DM) | ||
Bewaffnung: | 1 x 20-mm-Gatlinggeschütz | ||
. | M61A1 Vulcan mit 725 Schuss | ||
. | 4 AIM-9 Sidewinder-Raketen | ||
. | 5 Außenlastenträger mit 1.820 kg | ||
. | . |
Das oben abgebildete Triebwerk J79-J1K des Starfighters:
Das Luftstrahltriebwerk J79 ist eine Entwicklung von „General Electric CO“ (USA), und wurde infolge seiner Leistungsfähigkeit und Zuverlässigkeit zu einem am meisten gebauten militärischen Triebwerk für den Überschallflug. Die Entwicklung des J79 begann im Jahre 1952. Die Flugerprobung fand ab 1955 statt. Es wurde in 5 Staaten in Lizenz gefertigt.
In folgende bekannten Militärflugzeuge wurden diese Triebwerke eingebaut:
F-4 „Phantom II“
A-5A „Vigilante“
F-l04 „Starfighter“
B-58 „Hustler“
Mit Hilfe dieses Antriebes konnte eine beachtliche Anzahl von Weltrekorden erflogen werden. Es wurde auch eine zivile Version des J79 unter der Bezeichnung CJ 805 entwickelt. Eingebaut sind diese Triebwerke in der Convair 880 und 990 „Coronado“.
Für das europäische F-104G Beschaffungsprogramm fertigte MTU München, zusammen mit den Firmen “Fabique Natiopnale“ (Belg.) und “Fiat“ (ltal.) von 1960 bis 1965 über 600 Triebwerke der Version J79-11 A in Lizenz.
Um die Zuverlässigkeit und die Wirtschaftlichkeit der deutschen „Startighter“ zu erhöhen, entwickelte MTU im Jahre 1971 im Rahmen eines Modifizierungsprogrammea aus dem 179-11A die Version J79-MTU-J1K. Zusätzlich wurden von MTU noch 50 neue Triebwerke 179-MTU-J1K hergestellt.
Konstruktiv sind alle Versionen Einwellen-Strahlturbinentriebwerke. Der 17-stufige Axialverdichter wird von einer dreistufigen Reaktionsturbine angetrieben. Die Eintrittsschaufeln und die Leitschaufeln (Statoren) der ersten 6 Stufen sind verstellbar. Die Ring-Rohrbrennkammer besitzt 10 einzelne Flammrohre. Das J79 hat einen Nachbrenner mit einer regelbaren Schubdüse.
Das ausgestellte Exponat ist ein modifiziertes Triebwerk vom Typ: J79-MTU-J1K
Herstellungsjahr: 1962
Serial- Nummer: E 473-133
Abschluß der Modifizierungsmaßnahme: 14.06.1971
Dieses Triebwerk diente ehemals als Antrieb eines deutschen F-104G „Starfighter“. Nach Aussonderung wurde dieses Luftfahrzeug auf dem Schießplatz Munster zu Beschußversuchen genutzt. Nachdem die Lfz-Zelle zerstört war, wurde das noch relativ heile Triebwerk geborgen und zum JO-72″W“ Rheine gebracht. lm Jahre 1995 erwarben die Triebwerket des JO-73″S“ Laage/ Mecklenburg-Vorpommem dieses Exponat. In Laage wurde es restauriert und für Ausbildungszwecke teilweise geöffnet.
Die Entstehungsgeschichte des Triebwerks General Electric J-79:
Die Entwicklung des J-79 bei General Electric durch den deutschstämmigen Gerhard Neumann begann bereits im Jahre 1952. Im Laufe der Zeit entwickelte es sich zu einem der erfolgreichsten militärischen Strahltriebwerke. Das J-79 war die erste Einwellen-Hochdruck Axialturbine der USA mit vorstellbaren Leitschaufeln. Darüber hinaus verfügte es über einen 17-stufigen Verdichter, eine dreistufige Antriebsturbine sowie 10 Rohrbrennkammern. Hervorzuheben war die rasche Schubreaktion auf die Eingabe des Piloten. Durch die variable Austrittsdüse wurde innerhalb der zulässigen Temperaturbegrenzungen eine maximale Schubzuwachsrate erreicht. Im Falle eines Durchstartens erreichte das Triebwerk bereits ca. 4 Sekunden wieder die volle Leistung.
Über einen Zeitraum von mehr als 30 Jahren wurden insgesamt mehr als 17.000 J-79Triebwerke hergestellt. Neben der F-104, in ihr wurde übrigens der Erstflug der J-79 durchgeführt, fand es weite Verbreitung in anderen militärischen Mustern, z.B. F-4 „Phantom II“, A-5 „Vigilante“ und B-58 „Hustler“.
In Form des „CJ805“ existierte sogar eine zivile Version ohne Nachbrenner, die aber nur in der etwas glücklosen Convair 880/990 eingesetzt wurde.
Mit dem Lizenzbau und der Lieferung des GE J79-11A-Triebwerks für die europäische F-104-Produktion waren 4 Firmen beauftragt:
BMW-Triebwerksbau GmbH im München
Allach (heute MTU Aero Engines)
Fabrique Nationale (FN) in Herstal, Belgien
Fiat Aviazione in Turin, Italien
Jede dieser Firmen hatte einen Fertigungsanteile von etwa ein viertel des Gesamttriebwerkes, wobei jeder Partner seinen Bauanteil für alle Triebwerke lieferte. Die Endmontage erfolgte dann in allen 4 Unternehmen, die auch über eigene Prüfstände verfügten.
Die ersten 144 Triebwerke wurden noch aus amerikanischen Bausätzen gefertigt. Das erste Triebwerk mit eigenen Bauanteil lieferte BMW am 30. Januar 1962 aus. Insgesamt wurden 1.228 Triebwerke gefertigt.
Die aus dem BMW-Triebwerksbau und der MAN-Turbomotoren hervorgegangenen MTU lieferte noch zusätzlich 50 verbesserte J79-MTU-1K sowie ca. 1.000 Umrüstsätze für das J79-11A.
. | J79-11A (General Electric) | J79-J1K (MTU-Lizenzbau) | J79-17 A (MTU-Lizenzbau) |
---|---|---|---|
eingebaut in … | (F-104G Starfighter) | (F-I04G Starfighter) | (F-4F Phantom II, Doppelsitzer) |
Gewicht | 1615 kg | 1685 kg | 1724 kg |
Länge | 5.282 mm | 5.301 mm | 5.301 mm |
Größter Durchmesser | 981 mm | 992 mm | 992 mm |
Max, Standschub | . | . | . |
mit Nachbrenner | 7.167 kp | 7.235 kp | 8.119 kp |
ohne Nachbrenner | 4.536 kp | 4.745 kp | 5.384 kp |
Spez. Kraftstoffverbrauch | . | . | . |
mit Nachbrenner | 1,97 kg/kp/h | 2,0 kg/kp/h | 1,97 kg/kp/h |
ohne Nachbrenner | 0,84 kg/kp/h | 0,85 kg/kp/h | 0,84 kg/kp/h |
Turbinen- Eintrittstemperatur | 924 °C | 954 °C | 988 °C |
Rotor-Drehzahl | 7.460 U/min | 7.460 U/min | 7.460 U/min |
Luftdurchsatz | 73,5 kg/sek. | 74,4 kg/sek. | 77,0 kg/sek. |
Druckverhältnis | 12,2 : 1 | 12,4 : 1 | 13,5 : 1 |
Bordkanone Vulkan M61 A1: sechsläufige Gatling-Kanone des Starfighters
Die M61 GAU-4 20 mm Vulcan mit den beiden Modellen M61A1 und M61A2 ist ein hydraulisch angetriebene, sechsläufige, elektrisch gefeuerte und mechanisch geladene Gatling mit einer einstellbaren Kadenz von 4.000 oder 6.000 Schuss pro Minute.
Mehrläufige Kanonen bieten zwei große Vorteile, nämlich zum einen eine hohe Feuerrate und zum anderen eine längere Lauflebensdauer. Während sich die 6 Läufe drehen, passieren sie die verschiedenen Stationen des Feuerablaufs. Jeder Lauf wird in der oberen Position abgefeuert, danach wird die Hülse ausgestoßen und der Lauf neu geladen. Daraus resultiert, dass sich die Feuerrate mit der Anzahl der Läufe multipliziert. Durch die hohe Feuerrate erhöht sich aber nicht der Verschleiß, da jeder Lauf nur 1/6 der Feuerrate abgibt. Innerhalb der grossen Trommel sind die Projektile mit den Spitzen zur Mitte hin wie in einer riesigen Schraube angeordnet (gewickelt), die sie zum Fördergurt und schließlich zur Kanone bewegt. Danach werden die leeren Hülsen zurück in die Trommel befördert.
Der Umrüstung des F-104 Starfighter vom Schleudersitz Lockheed C-2 auf das zuverlässigere englische Modell Martin Baker GQ-7 (A) ab Mitte der 1960er Jahre verdanken vermutlich zahlreiche “ausgestiegene” Piloten ihr Leben.
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