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Europa wird mit der Eurodrohne eigene Kompetenzen im Bereich der unbemannten Luftfahrzeuge erhalten. Die Eurodrohne als viernationales Rüstungsprojekt wird die europäische Souveränität stärken, indem eine eigenständige technologische Basis im Bereich der unbemannten Luftfahrt auf- und ausgebaut wird. Entwicklung, Beschaffung und Betrieb erfolgen gemeinsam. Das spart Kosten und steigert die Effizienz. European MALE RPAS (= Medium Altitude Long Endurance Remotely Piloted Aircraft System) – so der Projektname der Eurodrohne – fördert die europäische Zusammenarbeit im Bereich Sicherheit und Verteidigung und bestätigt die Initiative Deutschlands vermehrt auf multinationale Rüstungsvorhaben zu setzen. Deutschlands Rolle als verantwortungsvoller außen- und sicherheitspolitischer Akteur in NATO und EU wird weiter gestärkt.
Unbemannte Systeme beeinflussen zunehmend die Operationsplanung und -führung. Die Fähigkeit zur Aufklärung, Überwachung und Unterstützung der Bodenkräfte ist dabei eine wesentliche Voraussetzung, gemeinsam im Verbund wirken zu können. Die Eurodrone wurde entwickelt, um eine der Hauptsäulen jedes zukünftigen Kampfluftsystems zu werden, das auf der Grundlage minimaler Einschränkungen und einfacher Transportierbarkeit aufgrund seines modularen Designs für eine echte Integration in den zivilen Luftraum vorbereitet ist. Das Design bietet Multi-Mission-Fähigkeiten und ein erhebliches Wachstumspotenzial für Heimatoperationen, Geheimdienste, Überwachung, Zielerfassung und Aufklärung (ISTAR) und bewaffnete ISTAR, die mit voller operativer Souveränität durchgeführt werden können.
Die Eurodrohne soll die Anforderungen der luftgestützten, abbildenden (elektro-optisch / Infrarot / Radar) und signalerfassenden Aufklärung und Überwachung erfüllen. Zudem soll sie reaktionsschnell und hochpräzise zur Luftnahunterstützung von Bodentruppen zum Einsatz kommen. Es handelt sich um ein in mittlerer Höhe operierendes, unbemanntes Luftfahrzeugsystem mit langer Stehzeit.
Aktuelle Programmnationen sind neben Deutschland und Frankreich auch Spanien und Italien. Im November 2020 hat die internationale Rüstungsagentur OCCAR den mit Airbus Defence & Space als künftigem Generalunternehmer endverhandelten Vertragsentwurf den beteiligten Nationen übermittelt, um die jeweiligen Entscheidungsprozesse zu starten.
Der Hauptvertrag für die Entwicklung, einschließlich Beschaffung und Unterstützung des Anfangsflugbetriebs der Systeme, wurde 2021 geschlossen. Dann könnten die ersten Luftfahrzeuge mit voller Bewaffnung voraussichtlich 2029 ausgeliefert werden.
Die Eurodrohne wird als multinationale Entwicklung zusammen mit nationalen Anteilen die Fähigkeiten der Bundeswehr zur Aufklärung aus der Luft in der Tiefe des Einsatzgebietes stark verbessern. Neben verbesserten optischen Sensoren wird die Eurodrohne auch zur signalerfassenden Aufklärung fähig sein.
Zur Zeit nutzt die Bundeswehr für die luftgestützte Aufklärung in den Tiefen des Raumes in Afghanistan und Mali die Heron 1, die durch die Heron TP abgelöst wird. Mit dem European MALE RPAS (= Medium Altitude Long Endurance Remotely Piloted Aircraft System) setzt die Bundeswehr auf dieses in multinationaler Zusammenarbeit zwischen Deutschland, Frankreich, Italien und Spanien entwickeltes System.
Verbesserte Technik:
Die moderneren bildgebenden Sensoren der Eurodrohne werden verbesserte Aufklärungsergebnisse mit Kamera- und Infrarotbildern sowie bei der Radarabtastung liefern als die Sensoren der Heron-Drohnen. Mit der zusätzlichen signalerfassenden Aufklärung der Eurodrohne werden die Soldatinnen und Soldaten im Einsatz zudem deutlich erweiterte Aufklärungsmöglichkeiten nutzen können. Außerdem stellt die Eurodrohne die Trägerplattform für die Gewinnung von weiträumigen, hochpräzisen Geoinformationsdaten dar. Mit ihnen können detaillierte Karten für die jeweiligen Einsatzräume erstellt werden, ohne dass Soldatinnen und Soldaten vor Ort sein müssen – ein großer Vorteil in bislang unbekannten oder unsicheren Gebieten.
Vor allem Aufklärung und Überwachung:
Neben der Aufklärung und Überwachung im Einsatzraum, wird die Eurodrohne auch grundsätzlich befähigt sein, gegen gegnerische stationäre und bewegliche Punktziele zu wirken und Luftnahunterstützung für die Soldatinnen und Soldaten am Boden zu leisten. Die dafür notwendige Bewaffnung zu beschaffen, plant Deutschland derzeit allerdings noch nicht.
Als ferngelenktes Luftfahrzeug in mittlerer Höhe und mit langandauernder Flugdauer ist die Eurodrohne prädestiniert für Aufklärung, Überwachung und zum Schutz der Soldatinnen und Soldaten in den Einsatzräumen. Sie setzt damit die Fähigkeiten nahtlos fort, welche bei der Heron 1 und der sie ablösenden Heron TP bereits genutzt werden. Mit verbesserten Technologien erweitert die Eurodrohne zudem ihr mögliches Einsatzspektrum.
Zulassung im europäischen Luftraum:
Mit der Eigenentwicklung eines europäischen MALEMedium Altitude Long Endurance RPASRemotely Piloted Aircraft System stärken Deutschland, Frankreich, Spanien und Italien die technologischen und industriellen Fähigkeiten in ihren Ländern und in Europa. Mit der Aufteilung der für die Entwicklung dieser hochkomplexen Aufklärungs- und Waffensysteme notwendigen Anstrengungen können die besten Kompetenzen der europäischen Partner eingebracht werden. Daneben ergeben sich durch die Eigenentwicklung aber auch handfeste Vorteile bei der Zulassung für den Luftverkehr. Denn als Miteigentümer der Technologie können die beteiligten Länder den nationalen Zulassungsbehörden die notwendigen Einblicke in die Flugsteuerung gewähren. Damit ist eine Luftraumintegration des europäischen MALEMedium Altitude Long Endurance RPASRemotely Piloted Aircraft System möglich und die Eurodrohne muss nicht in speziellen gesperrten Lufträumen fliegen.
Technologische Souveränität:
Deutschland, Frankreich, Italien und Spanien einigten sich 2018 auf eine gemeinsame Systemkonfiguration. Auch mit den vereinbarten gemeinsamen Zulassungsstandards wird diese in den jeweiligen Staaten einzeln zugelassen. Durch die Zusammenarbeit sind geringere Kosten in der Entwicklung und im späteren Betrieb der Luftfahrzeuge möglich. Insgesamt lohnt sich das Projekt daher auch schon dann, wenn jede Nation zunächst nur geringe Stückzahlen der Eurodrohne beschafft. Ein wichtiges Ziel der Zusammenarbeit ist, selbst über die anspruchsvolle Technologie und deren Produktionsmöglichkeiten in Europa zu verfügen. Kritische Bauteile des europäischen MALEMedium Altitude Long Endurance RPASRemotely Piloted Aircraft System selbst entwickeln und bauen zu können – und damit auch deren Verwendung zu kontrollieren –, ist für die beteiligten Staaten ein großer Vorteil.
Avio Aero “Catalyst”: Antrieb und Propeller der Eurodrohne
Nach einem wettbewerbsorientierten Ausschreibungsverfahren sowie einer umfassenden technischen Analysephase hat Airbus die Firma Avio Aero aus Italien ausgewählt, um das unbemannte Flugsystem Eurodrone mit seiner Antriebs- und Propellerlösung namens Catalyst anzutreiben. Im Rahmen seiner Verantwortung als Hauptunterlieferant für dieses große europäische Kooperationsprogramm ist Airbus Defence and Space für die Auswahl des Triebwerkslieferanten verantwortlich. Schlüsselaspekte bei der Auswahl von Eurodrone-Lieferanten sind Wettbewerbsfähigkeit, Leistung, die Fähigkeit, den anspruchsvollen Lieferplan einzuhalten, und die Fähigkeit, die Nachfrage im laufenden Betrieb zu decken.
Der Catalyst wurde aufgrund seiner überlegenen Leistung, des geringeren Entwicklungsrisikos, der besseren Betriebsökonomie sowie des Wachstumspotenzials als beste Lösung eruiert. Der Catalyst ist ein flugerprobter Motor, der vollständig in Europa entwickelt und hergestellt wurde. Wie das Eurodrone-Programm ist auch dieser Motor zu 100 % ITAR-frei (International Traffic in Arms Regulation) konzipiert, was eine Unabhängigkeit von Exportchancen ermöglicht und zusätzliche Anforderungen einer vorherigen Ausfuhrabfertigung vermeidet.
Das Eurodrone-Programm wird weitere 7.000 High-Tech-Arbeitsplätze innerhalb der Europäischen Union schaffen und die Entwicklung und Erhaltung von technologischem Know-how sichern. Es wird eine wirklich europäische Lösung sein, ITAR-frei und auf nahezu 100 % europäischen Technologien basierend, wobei EU-Steuerzahlergelder in den europäischen Markt zurückfließen und Arbeitsplätze sichern. Sie bietet europäischen Herstellern vielfältige Möglichkeiten in den Bereichen Entwicklung, Produktion und Betrieb.
Auf der ILA 2018 wurde das Mockup noch mit „Schubpropeller“ angekündigt.
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