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Die Tupolew Tu-154 (NATO-Codename: Careless) ist ein dreistrahliges Verkehrsflugzeug mittlerer Reichweite für 150 bis 180 Passagiere des russischen, ehemals sowjetischen Flugzeugherstellers Tupolew. Von 1968 bis zum Produktionsende 2013 wurden über 1000 Exemplare hergestellt.
Die Tu-154 ist ein freitragender Tiefdecker mit 35 Grad gepfeilten Flügeln in Ganzmetallbauweise mit drei Holmen. Die beiden dreiachsigen Hauptfahrwerke sind für Einsätze auf unbefestigten Pisten ausgelegt und werden nach hinten in Fahrwerksgondeln unter den Tragflächen eingezogen. Die ausfahrbaren Vorflügel werden elektrisch und die Landeklappen hydraulisch angetrieben.
Die drei Strahltriebwerke Solowjow D-30KP/KU mit 108 kN Schubkraft der Version Tu-154M sind am Heck angebracht. Je ein Triebwerk ist rechts und links am Heck angeordnet; diese Triebwerke verfügen zur Verringerung der Landestrecke über ein Schubumkehrsystem. Das dritte Triebwerk saugt seine Luft mittig oberhalb des Rumpfes an der Seitenleitwerkswurzel an. Der Abgasstrom wird unterhalb des Leitwerkes geführt, wie es bei vielen dreistrahligen Flugzeugen der Fall ist, beispielsweise bei der Hawker Siddley Trident oder Dassault Falcon 50 und 900.
Flugzeugname | Tu-154 | Tu-154A | Tu-154B | Tu-154M |
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Spannweite | 37.55 m | 37,55 m | 37,55 m | 37,55 m |
Länge | 47,90 m | 47,90 m | 47,90 m | 60,90 m |
Höhe | 11,40 m | 11,40 m | 11,40 m | 11,40 m |
Höhenleitwerk (Spannweite) | 13,40 m | 13,40 m | 13,40 m | 13,40 m |
Rumpfdurchmesser | 3,80 m | 3,80 m | 3,80 m | 3,80 m |
Max. Kabinenbreite | 3,58 m | 3,58 m | 3,58 m | 3,58 m |
Max. Kabinenhöhe | 2,02 m | 2,02 m | 2,02 m | 2,02 m |
Flügelfläche | 201,45 m² | 201,45 m² | 201,45 m² | 201,45 m² |
Flügelpfeilung | 35 Grad | 35 Grad | 35 Grad | 35 Grad |
Flächenbelastung | 447 kg/m² | 467 kg/m² | 486 kg/m² | —– |
Fahrwerk (Spur) | 11,50 m | 11,50 m | 11,50 m | 11,50 m |
Fahrwerk (Radstand) | 18,92 m | 18,92 m | 18,92 m | 18,92 m |
Max. Startgewicht | 90.000 kg | 94.000 kg | 98.000 kg | 100.000 kg |
Max. Landegewicht | 80.000 kg | 78.000 kg | 78.000 kg | 80.000 kg |
Leergewicht | 46.300 kg | 50.775 kg | 50.775 kg | 54.000 kg |
Höchstgeschwindigkeit | 0,90 Mach | 0,90 Mach | 0,90 Mach | 0,90 Mach |
Normale Reisegeschwindigkeit | 0,85 Mach | 0,85 Mach | 0,85 Mach | 0,85 Mach |
Landegeschwindigkeit | 230 km/h | 235 km/h | 235 km/h | 235 km/h |
Startrollstrecke | 2.100 m | 2.200 m | 2.103 m | 2.500 m |
Max. Flughöhe | 12.000 m | 12.000 m | 12.000 m | 12.000 m |
Max. Reichweite | ca. 3.800 km | ca. 2.750 km (43,2 t) | ca. 2.750 km (19 t) | ca. 3.700 km |
Besatzung | 4/3/2006 | 3-Apr | 3-Apr | 3 |
Triebwerke | Kuznetsov | Kuznetsov | Kuznetsov | Soloview |
Bezeichnung | NK-8-2 | NK-8-2-U | NK-8-2U | D-30U-154 |
Triebwerksanzahl | 3 | 3 | 3 | 3 |
Schubkraft | 9.500 kp | 10.500 kp | 10.500 kp | 11.500 kp |
Technische Kurzbeschreibung:
Tragfläche:
freitragender Tiefdecker in Ganzmetallbauweise mit drei Holmen – dreiteiliger Flügel; Landeklappen dreispaltig – Flügelnase und Vorflügel mit Enteisung
Leitwerk:
freitragendes und gepfeiltes T-Leitwerk in Ganzmetallbauweise – Höhenleitwerk zur Trimmung verstellbar – vor dem Seitenleitwerk Lufteinlauf des Mitteltriebwerks; Enteisung
Fahrwerk:
einziehbares Bugfahrwerk mit Scheibenbremsen und Blockierungsschutz – Bugstrebe mit Zwillingsrädern – Hauptstreben mit je 6 Rädern
Versionen:
A stärkere Triebwerke, erhöhtes Startgewicht
B verbesserte Aerodynamik, erhöhtes Startgewicht, längere Kabine
M neue Triebwerke bei der Tu-155: Die Triebwerke sollen wahlweise mit Kerosin, flüssigem Wasserstoff oder Erdgas angetrieben werden können.
S Frachter mit Frachtluke vorne links, Kapazität 9 Paletten, 19 gebaut
Als Verkehrsflugzeug gibt es folgende Versionen:
Economy-Klasse 158 bis 164 Plätze
Touristen-Klasse 145 bis 152 Plätze
gemischte Klasse 128 Plätze, davon 24 in der 1. Klasse.
Entwicklungsgeschichte und Versionen:
Mitte der 1960er Jahre wurde das Tupolev-Büro gebeten, ein Flugzeug zu entwickeln, das die Antonow An-10, Ilyushin l-18 und Tupolew-104 ersetzen sollte. Ein solches Flugzeug mußte die Leistung der Antonow An-10, die Reichweite der Iljuschin Il-18 und die Geschwindigkeit der Tupolev Tu-104 kombinieren. Die Tu-154 ähnelt der Boeing 727, hat ebenfalls die 3 Triebwerke hinten, ist aber etwas größer. Sie ist ein Tiefdecker mit T-Leitwerk und besitzt einen kreisförmigen Rumpf mit Druckausgleich. Die normale Startstrecke beträgt 1.140 m, die Landestrecke kann durch Schubumkehr der beiden äußeren Triebwerke verkürzt werden.
Die Entwicklung begann etwa 1966; der Prototyp startete 1968. Die Tupolev 154 wurde 1972 – also 4 Jahre später – in Betrieb genommen. Das neue Flugzeug diente als Ersatz für den Passagierjet Tu 104 und den Turboprobs Il 18 und An 10. 1975 kam die nächste Generation dieses Typs, die Tu-154 A, auf den Markt. Die modernste Version der Maschine bis dahin, die Tu-154 B, fliegt seit 1978. Die beiden neueren Typen besitzen im Unterschied zum ersten Modell stärkere Motoren und größere Treibstofftanks. Die Tu-154 B-2, die in den Jahren danach entwickelt wurde, ist eine Kombination von Passagier- und Frachtflugzeug.
Die dritte Variante Tu-154 M besitzt andere Treibwerke und ein geändertes Leitwerk. Diese Version der Tu-154, die nach dem Mauerfall von der NVA übernommen wurde, wurde bei der Flugbereitschaft der Bundeswehr nach dem Absturz einer Maschine in 1997 eingelagert.
Es wurden mehr als 700 Exemplare des Flugzeugs gebaut. Über 300 davon wurden an die einst größte Fluggesellschaft der Welt, die sowjetische Aeroflot, ausgeliefert. Versuche, das Flugzeug auch außerhalb des Ostblocks zu verkaufen, scheiterten immer wieder an den hohen Unterhaltungskosten – aber auch aufgrund politischer Umstände.
Nur wenige Exemplare waren unter anderem im Mittleren Osten in Einsatz. Heute ist sie immer noch das Rückgrat für viele Flotten der kleineren GUS-Fluggesellschaften. – so auch die abgebildete Tupolew 154M der bulgarischen VIA.
In Fachkreisen gilt das Flugzeug als unsicher. Bei einem Absturz im Dezember 1995 kamen im Fernen Osten Russlands alle 97 Insassen einer Tu-154 ums Leben. Im Januar 1994 starben bei einem Absturz in Sibirien 125 Menschen, im Juni desselben Jahres stürzte in China eine Tu-154 ab, keiner der 160 Insassen überlebte. 141 Menschen starben bei einem Absturz einer Tu-154 im August 1996 auf Spitzbergen.
Am 13. September 1997 stürzte eine Tupolev-154 der Bundesluftwaffe vor der südafrikanischen Küste ab, wobei alle 24 Insassen starben. Im August 1998 verunglückte beim Start in der ecuadorianischen Hauptstadt Quito eine Tu-154, dabei starben 79 Menschen. Zuletzt stürzte Anfang Juli dieses Jahres eine Tu-154 in Sibirien ab, 145 Menschen kamen ums Leben.
Die Tu-154M ist die einzige Version, welche den europäischen Bestimmungen zum Schutz vor Fluglärm so weit entspricht, dass sie heute noch Ziele in Westeuropa anfliegen darf. Im Vergleich zu anderen Maschine ist allerdings der Abgasaustoß schon aus großer Entfernung zu erkennen.
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